Vertipper-Domains als Geschäftsmodell

Einer Studie zufolge können Markeninhaber kaum verhindern, dass sogenannte Typosquatter Internet-Domains registrieren, die dem eigenen Namen nur fast entsprechen.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Bert Ungerer

Praktisch seit der Kommerzialisierung des Internets dient fast jede bekanntere Internet-Domain als Ziel von Registrierungen, die absichtliche Schreibfehler enthalten und Inhalte Dritter verbreiten sollen, sobald sich jemand in der Adresszeile seines Browsers wie gewünscht vertippt. Dennoch unternehmen nur wenige Markeninhaber etwas gegen das Registrieren von Tippfehler-Domains, hat die Katholische Universität Löwen (Belgien) in Zusammenarbeit mit der Stony Brook University (New York) ermittelt.

Im Rahmen ihrer mit EU-Mitteln geförderten Studie untersuchten die Forscher anhand der laut Alexa 500 meistfrequentierten Websites über sieben Monate lang, welche Inhalte einige Tippfehler-Varianten jeweils auslieferten. Der weitaus größte Teil wurde aktiv dafür genutzt, Werbung zu zeigen oder auf fremde Inhalte umzuleiten, darunter Pornographie, Schadsoftware oder Phishing-Formulare. Doch lediglich bei 156 der 500 untersuchten Domains hätten die Rechteinhaber mögliche Tippfehler-Domains für sich reserviert.

Nicht Volkswagen: Wer Domainnamen nur fast richtig eintippt, kann auf Shopping-Seiten wie diese umgeleitet werden oder sich sogar Schadsoftware einfangen.

Die Fachleute von domain-recht.de schlussfolgern aus der Studie, dass Markeninhaber außer den korrekt geschriebenen Domainnamen auch solche mit Tippfehlern registrieren sollten. Das zahle sich aus, denn Vertipper-Domains würden nur dann registriert und gehalten, wenn sie Geld brächten. Für Markeninhaber entstünden unterm Strich also keine Mehrkosten.

Welche Domains ein Unternehmen auch immer für sich registriert: Je erfolgreicher es sich im Internet präsentiert, desto attraktiver wird die Suche für Typosquatter nach eben noch nicht reservierten Varianten. Von dubiosen Dritten genutzte Tippfehler-Namen dürfte es also immer geben. Anwender sollten daher die Adresse des gewünschten Webservers nicht aufs Geratewohl eintippen, sondern möglichst auf bewährte Lesezeichen oder Favoritenlisten zurückgreifen. Auch Suchmaschinen präsentieren die gewünschten Seiten meist unter den ersten Treffern – selbst dann, wenn die Suchanfrage einen Tippfehler enthält. (un)