Vaadin – Der kompakte Einstieg für Java-Entwickler
Das erste umfassende deutschsprachige Vaadin-Buch kommt mit viel Information auf wenig Raum daher. Wer jedoch reichlich abstraktes Denkvermögen mitbringt und in wenig Zeit viel lernen möchte, wird an ihm seine Freude haben.
- Michael Müller
Joachim Baumann, Daniel Arndt, Frank Engelen, Frank Hary, Carsten Mjartan
Vaadin – Der kompakte Einstieg für Java-Entwickler
dpunkt, 2014
IX + 270 Seiten, € 34,90
ISBN 978-3-8649-26-2
Vaadin ist ein serverseitiges Web-Frameworks, das dem Entwickler erlaubt, komplett in Java zu entwickeln. Na ja, nicht ganz komplett. Denn wenn etwas zu gestalten gilt, ist der Einsatz von CSS von Nöten, auch wenn Vaadin einen Compiler für die CSS-Erweiterung SCSS mitliefert. Dennoch ist es dem Java-Entwickler möglich, weitgehend in seiner geliebten Sprache zu verbleiben, einschließlich der Web-Seiten. HTML, JavaScript kann also – solange kein Bedarf zu manueller Optimierung besteht – außen vor bleiben. Vaadin ist so weiter von typischen Websprachen entfernt als beispielsweise JavaServer Faces (JSF), bei denen die Webseiten getrennt vom Code – eventuell auch von Designern – zu gestalten sind.
Vaadin ermöglicht also Webprogrammierung auch für Entwickler, die mit Webtechniken nichts am Hut haben. Entsprechend ist das Buch aufgebaut. HTML und JavaScript werden beim Überblick zu Vaadin erwähnt. Das ist einfach das notwendige Zeugs, das Vaadin aus schönem Java-Code generiert, damit der Browser etwas zu tun hat. Nein, die Autoren sind keine Webhasser, und Vaadin ist auch für solche Entwickler geeignet, die sich in Webtechniken zu Hause fühlen. Doch das Buch ist so aufgebaut, dass auch Entwickler ohne Kenntnisse dieser Techniken Webapplikationen entwickeln können. Lediglich Java wird vorausgesetzt. Nun, neben Java gehen die Autoren im Kapitel Layout und Styling auch auf CSS ein.
Das Buch ist in einzelne, voneinander relativ unabhängige Kapitel aufgeteilt, sodass der Leser je nach Bedarf oder Lust und Laune einsteigen kann. Oder beim späteren Einsatz von Vaadin gezielt nachschlagen kann. Los geht es dabei mit der Beantwortung der Frage, was Vaadin überhaupt ist, wie es funktioniert und aufgebaut ist, einschließlich einem Hinweis auf die Konsequenzen, die sich aus der Vaadin-Architektur für Webanwendungen ergeben. Die unterschiedlichen UI-Komponenten werden jeweils kurz mit dem Dreiklang, "so heißt es, so sieht es aus und so wird es genutzt" vorgestellt. Weitere Kapitel beschäftigen sich mit Data Binding, Server-Push, Layout und Navigation. Auch hier ist der Untertitel Programm: Alles ist recht kompakt gehalten. Und häufig voneinander isoliert.
Das ändert sich dann mit dem umfangreichsten Kapitel, das sich mit der Anwendungsarchitektur beschäftigt. Darin liegt der Schwerpunkt auf der Nutzung von Schichten und Präsentationsmustern. Hier gibt es dann zusammenhängende Beispielanwendungen, die immer wieder umgestellt werden. Entkopplung erst mittels Schnittstellen, dann Eventbus und schließlich durch Nutzung von CDI. In den letzten Kapiteln gibt es dann noch einen kleinen Überblick zur Nutzung von Add-ons, dem Zusammenspiel mit Maven sowie dem automatisierten Testen.
Insgesamt ist so ein Buch entstanden, dass vergleichsweise schmal daherkommt und so viel Information auf wenig Raum bietet. Wer detailliert beschriebene Anwendungen, die er nachvollziehen kann, zum Erlernen einer neuen Technik benötigt, sollte das vorliegende Buch meiden. Wer jedoch eine gewisse Portion abstraktes Denkvermögen mitbringt und in wenig Zeit viel lernen möchte, wird an diesem Buch seine Freude haben.
Michael Müller
ist als Bereichsleiter Softwareentwicklung der InEK GmbH verantwortlich für Projekte im Web-, Java- und .NET-Umfeld. Daneben betätigt er sich als freier Autor und verfasst Fachartikel zu diversen Entwicklungsthemen sowie Buchrezensionen.
(ane)