Meinung: Andauernder Murks in Mac OS X

Das Betriebssystem von Apple soll, so sagt es die Legende, besonders stabil und zuverlässig sein. Dafür kostet ein Mac auch etwas mehr. Umso schlimmer ist es, dass Apple schwere Bugs in Mac OS X seit Jahren nicht in den Griff bekommt.

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Von
  • Sascha Steinhoff

Das Betriebssystem von Apple soll, so sagt es die Legende, besonders stabil und zuverlässig sein. Dafür kostet ein Mac auch etwas mehr. Umso schlimmer ist es, dass Apple schwere Bugs in Mac OS X seit Jahren nicht in den Griff bekommt.

Mac OS X hat einen Ruf wie ein Donnerhall, nicht nur die Marketing-Abteilung von Apple sondern auch viele Anwender halten das Betriebssystem für überdurchschnittlich stabil und zuverlässig. Das ist ein liebevoll gepflegter Mythos. Tatsächlich ist Apple über Jahre hinweg daran gescheitert, selbst simple Grundfunktionen ans Laufen zu bekommen.

Ein Beispiel sind Dateifreigaben, eine Brot-und-Butterfunktion für jedes halbwegs moderne Betriebssystem. Dateifreigaben sind sehr praktisch, wenn man Fotos im heimischen Netzwerk zentral speichern und mit anderen Anwendern teilen möchte. Im Jahr 2011 wollte ich "mal eben schnell" meine Fotosammlung auf dem Mac für andere Windows-Rechner im Heimnetz freigeben. Das hat aber nicht geklappt und daran änderte auch ausgiebiges Troubleshooting nichts. Bei der Ursachenforschung hat sich herausgestellt, dass Apple aus lizenzrechtlichen Gründen in Mac OS X 10.7 (Lion) das bewährte Samba durch das selbst entwickelte SMBX ersetzt hatte.

SMB und SMBX in Mac OS X (5 Bilder)

Mac OS X 10.6 - Snow Leopard

Dateifreigaben für Windows Clients realisierte Mac OX X 10.6 (Snow Leopard) über eine freie Samba-Implementation. Für Mac-zu-Mac-Verbindungen setzte Apple damals noch auf das hauseigene Protokoll AFP.
(Bild: Screenshot Mac OS X 10.6)

Es ist nicht so, dass SMBX damals generell nicht funktionierte. Es funktionierte bloß nicht zuverlässig. Immer wieder gab es Verbindungsabbrüche, lahme Transferraten und andere seltsame Funktionsstörungen im Zusammenhang mit Freigaben. Das Web ist voll mit Leidensgeschichten zu SMBX (1,2,3,4,5,6,7,8,9,10,11, 12,13,14 und viele mehr). Da Apple sich nicht rührte, sind Anwender teilweise dazu übergegangen, eigene SMB-Server auf dem Mac zu installieren. An dem Punkt habe ich's aufgegeben: Zum Basteln hatte ich mir den Mac nicht zugelegt, dafür hätte Linux gereicht.

Ein Kommentar von Sascha Steinhoff

Sascha Steinhoff ist Redakteur bei c't Digitale Fotografie und schreibt seit 2008 regelmäßig über techniklastige Fotothemen. Privat ist er seit analogen Zeiten bekennender Nikon-Fanboy, beruflich ist er da flexibler. Als Softwarespezialist kümmert er sich insbesondere um die Themen Raw-Konvertierung, Bildbearbeitung und Bildarchivierung.

Mit den Updates für Mac OS X wurde die Lage nicht entscheidend besser. Apple konnte das Problem weder mit Mountain Lion (OS X 10.8) , noch mit Mavericks (OS X 10.9) wirklich in den Griff bekommen. Mavericks stellte zwar vom alten SMB auf das neuere und schnellere SMB2 um, aber SMB2 lief eher auf dem Mac eher unrund. By the way: Windows hatte SMB2 schon seit Vista, Apple hat erst mit sechs (!) Jahren Verzögerung gleichgezogen.

Mit dem Update auf Yosemite (Mac OS X 10.10) hat Apple seine SMB-Implementierung erneut überarbeitet und auf SMB3 umgestellt. Das war im Herbst 2014 und für Apple-Verhältnisse außerordentlich flott (Windows 8: SMB3 seit 2012). Bei einem kurzen Funktionstest schien bei mir im kleinen Heimnetzwerk erst einmal alles zu laufen. Ich wollte aber natürlich auch wissen, welche Erfahrungen andere Anwender mit Yosemite gesammelt haben. Bei der Recherche im Netz bin ich dann auf den Fileserver-Workaround des Universitätsrechenzentrums Basel gestoßen. Das URZ hat, wie es häufig vorkommt, ein bunt gemischtes heterogenes Netzwerk mit Windows-, Mac- und Linux-Rechnern.

Beim Telefonat mit dem URZ stellte sich Folgendes heraus:

Die Linux-Fileserver des URZ laufen auf Linux mit SMB2. Die Linux-Clients haben keine Probleme beim Zugriff. Mit Windows-Clients funktioniert es auch zuverlässig. Da unter Windows 8 SMB3 als Default-Geschwindkeit eingestellt ist, müssen diese Clients allerdings auf SMB2 umgestellt werden. Der Zugriff mit Mac-Clients seit Mac OS X 10.7 war und ist durchweg problematisch. Es gab zwar diverse Updates von Apple, aber wirklich behoben sind die Probleme auch mit Yosemite wohl noch nicht. Momentan nutzt man notgedrungen ein Skript, das die die SMB Verbindungen auf dass uralte und entsprechend lahme SMB (aka SMB1) zurückstellt.

Meine persönliche Konsequenz aus der andauernden SMB-Misere bei Apple ist jedenfalls klar: Die zentrale Fotosammlung auf dem Mac steht ab sofort bei mir nicht mehr auf der Wunschliste. (sts)