The Boost C++ Libraries

So hilfreich die Boost-Bibliotheken für C++-Entwickler auch sind, so sehr lässt die Dokumentation stellenweise doch zu wünschen übrig. Boris Schälings Buch kann hier Hilfestellung geben.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Dr. RĂĽdiger Berlich
  • Julia Schmidt

Boris Schäling
The Boost C++ Libraries

XML Press, 2014
2. Auflage, 570 Seiten, 51,55 €

ISBN 978-193743436-6

Boost ist eine Sammlung von über 130 hochwertigen Open-Source-C++-Bibliotheken, die von einem „embedded“ Parser Builder bis hin zur in C++ bislang eher stiefmütterlich behandelten Serialisierung und Netzwerkkommunikation reichen. Viele der Boost-Bibliotheken haben bereits Eingang in aktuelle C++-Standards gefunden. Die Lizenz ermöglicht sogar die Verwendung in kommerziellen und „Closed-Source“-Produkten, und alle Änderungen an der Bibliothekssammlung werden regelmäßig im Rahmen umfangreicher Unit-Tests auf Kompatibilität und Fehler geprüft.

Durch das Plattform- und Compiler-übergreifende Design bilden die Bibliotheken gleichzeitig eine Brücke zwischen alten und neuen Standards, denn sie ermöglichen die Verwendung fortgeschrittener Konstrukte wie Lambda-Ausdrücke oder einer Vielzahl Smart-Pointer-Typen mit älteren Compilern.

Wenn Boost eine Schwäche hat, ist es seine Dokumentation. Zwar ist jede Bibliothek beschrieben, jedoch selten übersichtlich und insgesamt uneinheitlich. Man würde denken, dass dies zu einer Vielzahl von Büchern geführt hätte, die diese Lücke schließen. Die Suche bei Amazon liefert aber nur eine kleine Zahl an teils veralteten Titeln. Eine Ausnahme bildet Boris Schälings vorliegendes Werk, dessen englische Version nun in der zweiten, stark überarbeiteten Auflage erhältlich ist. Der Umfang ist im Vergleich zur Erstauflage doppelt so groß.

Im Schnitt entfallen gut sieben Seiten auf jede Bibliothek, was insbesondere für einige der komplexeren Komponenten recht knapp ist – schließlich könnte man über diese eigene Bücher schreiben. Vom Aufbau her ist der Band damit eher ein Nachschlagewerk. Der größte Nutzen dürfte darin liegen, schnell das richtige Werkzeug für eine Aufgabe zu finden. Und diesen Anspruch erfüllt es gut, denn man ertappt sich schnell dabei, nach weiteren nützlichen Werkzeugen zu fahnden. Vergleichsweise neu zu Boost hinzugekommene Bibliotheken wie Boost.Coroutine oder Boost.Log spart Schäling nicht aus.

Wer möchte, erhält bei theboostcpplibraries.com Zugriff auf eine elektronische Version unter einer Creative-Commons-Lizenz. Eine deutschsprachige Version ist in den nächsten Monaten zu erwarten.

Fazit: Nicht nur aufgrund seiner Aktualität eine empfehlenswerte Lektüre, allerdings eher an fortgeschrittene C++-Nutzer gerichtet. Alle Beispiele sind unter der Boost Software License verfügbar.

(jul)