Post aus Japan: Pepper geht an den Start

Am Freitag passieren wir einen Meilenstein der Roboterindustrie. In Japan beginnt der Partnerroboter Pepper seine kommerzielle Karriere. Es ist der erste Roboter, der mich zum Kauf reizt.

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Von
  • Martin Kölling

Am Freitag passieren wir einen Meilenstein der Roboterindustrie. In Japan beginnt der Partnerroboter Pepper seine kommerzielle Karriere. Es ist der erste Roboter, der mich zum Kauf reizt.

Japan probiert mit Elektronik seit jeher alles Mögliche aus – und oft auch das Unmögliche. Jeden Donnerstag berichtet unser Autor Martin Kölling an dieser Stelle über die neuesten Trends.

Manche Epochen beginnen kaum bemerkbar. Die Ära der heimischen Partnerroboter ist so ein Fall. Am Freitag, den 27. Februar 2015 um zehn Uhr morgens wird in Japan der Mobilnetzbetreiber Softbank mit dem Verkauf seines munter palavernden und gestikulierenden Humanoiden "Pepper" beginnen. 300 Stück klein ist die erste Produktionsserie zwar nur, die für rund 1500 Euro vor allem an Entwickler gehen wird. Aber immerhin, es ist wahrscheinlich ein Anfang einer längeren Karriere. Denn Softbank hat Großes mit seinem kleinen Gesellen vor, machte der Firmengründer Masayoshi Son schon bei der Vorstellung Peppers im Juni 2014 deutlich.

Das Revolutionäre ist in seinen Augen, dass Pepper der erste Großserienroboter der Welt ist, der aus Gestik, Mimik und Tonfall der Menschen Emotionen ablesen und auf sie reagieren können soll. "Vielleicht werden die Menschen in 100 oder 200 Jahren zurückblicken und sagen, dass der heutige Tag ein historischer Moment war", sagte Son voriges Jahr bei der Vorstellung von Pepper.

Um sich seinen Kindheitstraum vom Roboterfreund zu erfüllen, hat Son tief in die Kasse und sein Netzwerk gegriffen. Zuerst verleibte er sich den französischen Roboterhersteller Aldebaran ein, der einer der führenden Hersteller von humanoiden und programmierbaren Robotern ist. Nao ist der bekannteste Zwerg der Visionäre. Auch die Massenherstellung ist gesichert. Als Produktionspartner holte sich Son Apples Hoflieferanten Foxconn ins Boot, der ebenfalls mit Hochdruck eigene Fertigungsroboter entwickelt und mit Google kooperiert.

Auch das Produkt Pepper kann sich meiner Erfahrung nach sehen lassen. Schon bei der Präsentation fand ich Pepper richtig gut und durchdacht. Der 121 Zentimeter große Roboter hat fünf Finger, gelenkige Arme, große Manga-Augen und Ohren, eine Wespentaille und laut Prospekt genug Akkuleistung für zwölf Stunden freie Bewegung. Zudem haben die Entwickler sinnvollerweise auf Beine verzichtet und ihr Geschöpf auf drei formschön gestaltete Rollen gestellt. Damit wollen sie beim Menschen nicht die Erwartung wecken, dass Pepper Treppen steigen können, erklärten die Entwickler.

Außerdem können die Wesen nicht nur mit anderen Menschen, sondern vernetzt über die Cloud auch mit ihresgleichen kommunizieren. Durch die Kollektivierung der einzelnen Roboter-Ichs soll nicht nur ein schneller Lerneffekt entstehen, sondern so etwas wie kollektive Weisheit. Son sagte klar, was er erreichen will. "Unsere Vision ist, Roboter zu schaffen, die die Gefühle der Menschen verstehen und selbstständig reagieren können."

Doch so richtig hat er mich im Dezember an seinem ersten Arbeitstag als Verkäufer von Nestle-Kaffeemaschinen für sich eingenommen. Selbst in der lauten Geräuschkulisse des Kaufhaus bewegte, witzelte und kommunizierte er per Sprache, Gestik und seinen Bildschirm auf der Brust mit Kunden so gut, dass mich ein Gefühl beschlich: Dieser Roboter ist vielleicht der Erste, der nicht langweilig wird, obwohl er derzeit eigentlich nichts kann außer tanzen und kommunizieren. Schließlich kann er permanent mit neuen Apps neue Funktionen erwerben. Ich muss gestehen, dass ich mit einem Kauf geliebäugelt habe.

Ganz billig wird die Ausschöpfung von Peppers Potenzials allerdings nicht. Das Gerät wird zwar geradezu verschleudert. 1500 Euro kostet schon ein gutes Notebook. Aber Softbank hofft, sein Geld über die zusätzlichen Cloud-Dienste zu machen. Der "Pepper Basisplan" läuft drei Jahre und kostet 14 800 Yen (knapp über 100 Euro) monatlich. Dazu addiert sich noch das "Pepper Versicherungspaket" für 9 800 Yen monatlich, dass bei einem Erstling vielleicht angebracht ist. Damit ist klar: Pepper ist vielleicht der erste großserienfähige Kommunikationsroboter der Welt. Aber er ist kein Produkt für eine Geiz-ist-geil-Klientel. ()