Warten auf KT-Chips für neue AMD-CPUs

Zum Star der Computex hat sich ein kleiner Chip gemausert, der überall und zugleich fast nirgends zu sehen war: Der VT8363 von VIA, die Northbridge des KT133-Chipsatzes für die neuen AMD-Prozessoren.

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Zum Star der Computex hat sich ein kleiner Chip gemausert, der überall und zugleich fast nirgends zu sehen war: Der VT8363 von VIA, die Northbridge des KT133-Chipsatzes für die neuen AMD-Prozessoren Thunderbird und Duron. Am ersten Tag der Computex hatte AMD die beiden Athlon-Abkömmlinge vorgestellt, doch die beiden verfügbaren Chipsätze unterstützen die Neulinge nur bedingt: Der VIA KX133 funktioniert nicht mit den Sockel-A-Varianten der Prozessoren und Adapterkarten waren nirgends zu finden. Der AMD-750 (Irongate) soll zwar mit allen Prozessorvarianten laufen, doch nur wenige Hersteller zeigten sich gewillt, ein Sockel-A-Board mit diesem Chip zu entwerfen.

So blickte alle Welt auf den KX-Nachfolger, den KT133. Er versprach neben der Unterstützung der Athlon-Nachfolger keine weiteren neuen Funktionen, die Southbridge VIA 686A blieb gänzlich unverändert. So waren die Eckdaten der Boards bekannt: AGP-4X, PC133-Speicher-Interface, 100 MHz Frontside-Bustakt im Double-Data-Rate-Verfahren, zwei Ultra-ATA/66-Kanäle, AC97-Sound mit AMR-Slot, vier USB-Ports, PCI- und ISA-Bridge. Von jedem Hersteller wurden derartige Boards erwartet, die sich vielleicht gerade mal in der Zahl der PCI-, ISA- und DIMM-Slots unterschieden. Und fertig sollten die Boards natürlich sein.

Doch es kam etwas anders. Tatsächlich zeigte bis auf wenige Ausnahmen jeder Hersteller ein KT-Board: Nur noch wenige Intel-treue Gefolgsleute wie Rioworks verzichteten auf das Athlon-Geschäft; und einige kleinere Firmen konnten das hohe Tempo der Mainboard-Generationen nicht mithalten und waren mit ihrem KT133-Entwurf nicht rechtzeitig fertig geworden. Aber zwei Aspekte überraschten: Eher positiv fiel auf, dass recht viele Hersteller ihre Boards mit besonderen Features ausrüsteten. So gab es AGP-Pro-Steckplätze zu sehen, Onboard-LAN und integrierte IDE-RAID- oder -SCSI-Adapter. Asus stellte gar ein Board mit steckbarem Spannungsregler vor – eine teure Lösung, die entweder aus Platznot entstand oder tatsächlich mit Blick auf zukünftige leistungshungrige Thunderbird- oder Mustang-Prozessoren. Ein weiteres Feature fand sich nicht nur bei KT133-Boards, sondern auch bei vielen anderen Neuvorstellungen: Wohl aus Resignation vor den wachsenden Problemen bei der Kombination der verschiedenen Systemkomponenten zu einem funktionierenden Rechner statten immer mehr Hersteller ihre Boards mit Diagnose-Möglichkeiten wie LEDs oder Siebensegment-Anzeigen zur Decodierung des POST-Codes (Port 80h) aus – einige entwarfen sogar sprechende Boards.

Die zweite Überraschung gefiel weniger: Kaum ein KT133-Board war produktionsreif. Einige Hersteller sprachen von Bugs im Chipsatz und daraus resultierenden Verzögerungen bei der Auslieferung. Andere wurden konkreter und bestätigten, dass der KT133 instabil laufe, wenn er mit drei PC133-Speichermodulen – vor allem mit drei verschiedenen – bestückt sei. Einige sahen die Ursachen in der Stromversorgung, andere im BIOS, und wiederum andere wollten diese Probleme schon gelöst haben, ohne uns jedoch Samples mitgeben zu wollen. Und dabei hatte VIA schon das Speicher-Interface gegenüber dem KX133 etwas eingeschränkt, indem nun statt acht nur noch sechs Speicherbänke möglich sind. Einige Hersteller meldeten zudem Zweifel an VIAs Produkionskapazitäten an und befürchteten auf Grund der hohen Nachfrage doch einige Lieferengpässe. Natürlich seien sie selber jeweils nicht betroffen, da man zu den Top5 der VIA-Freunde zähle – insgesamt müsste VIA demnach mindestens 20 Top5-Freunde haben...

Als weiterer Grund für die Verzögerungen bei der KT-Entwicklung klagten viele Hersteller, dass AMD sie nur sehr unzureichend mit Testexemplaren der neuen Prozessoren Thunderbird und Duron versorgt habe. Vielleicht gab es deswegen auf den Mainboard-Ständen recht wenig Thunderbird-Demos zu sehen: Die ein oder zwei Testexemplare benötigten die Entwicklungsabteilungen wohl viel dringender, als dass man sie eine Woche lang auf der Computex gezeigt hätte.

Bis VIA eine neue Revision der Northbridge VT8363 freigibt, kann man sich ja einmal nach anderen Athlon-Chipsätzen umsehen. Aber da gibt es noch weniger zu entdecken: SiS hat den 730er mit integrierter Grafik zwar vor einigen Tagen vorgestellt, doch nur wenige Hersteller zeigten Boards – und kein einziges davon funktionierte. Den neuen ALi-Chipsatz gab es außer bei der Demonstration nur bei Iwill zu sehen, doch auch dieses Board war ein nicht lauffähiges Muster. AMDs 760er-Chipsatz war schließlich nur auf der AMD-Pressekonferenz und in einzelnen Versionen hinter verschlossenen Türen zu bewundern. So bleibt allen Sockel-A-Fans derzeit nur Abwarten und Teetrinken übrig – oder besser Wasser, denn VIA ließ überall (wenigstens gut funktionierende) Wasserflaschen mit dem Aufdruck "VIA – we connect" verteilen. (jow/ct) (jk)