Zukunfts-PC soll Nutzer "verstehen"
Der Computer der Zukunft wird seine Benutzer bedienen, nicht umgekehrt, meinte der Leiter des internationalen Forschungsverbunds für graphische Datenverarbeitung INI GraphicsNet.
Der Computer der Zukunft wird seine Benutzer bedienen, nicht umgekehrt, meinte Professor Jose Encarnacao, Leiter des größten internationalen Forschungsverbunds für graphische Datenverarbeitung, dem INI GraphicsNet, in einem Gespräch mit dpa. Im GraphicsNet sind verschiedene Institute zusammengeschlossen, die zusammen 750 Mitarbeiter beschäftigen. Dem Verbund gehören unter anderem das Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung und das Zentrum für Graphische Datenverarbeitung in Darmstadt an.
"Ohne dass wir ihn wahrnehmen, wird der Rechner uns beobachten, er wird unsere Sprache hören und unsere Gesten sehen, unseren Gesichtsausdruck beurteilen und sogar unsere Gefühle spüren und dann entsprechend reagieren", sagte Encarnacao. In unserer immer mehr von Computern abhängigen Welt werde es immer schwieriger, mit Rechnern umgehen zu können. "Der Lernaufwand steigt unerträglich", meint Encarnacao. Bald drohten Programme so kompliziert zu werden, dass nicht mehr alle Menschen sie bedienen könnten. Die Lösung dieses Problems seien neue Programme, "die sich uns gegenüber anders verhalten." Encarnacaos Vision ist ein Rechner, der uns fesselt und bewegt wie ein guter Film: "Wenn Sie Titanic im Kino sehen, müssen sie ja auch nicht vorher die Gebrauchsanweisung gelesen haben." Der PC der Zukunft werde es ebenso verstehen, seinen menschlichen Partner "emotional anzubinden". Das Programm werde sich selbst genau so erklären wie ein Spielfilm seine Handlung.
Um solche Programme zu schreiben, brauche es weniger Programmierer als vielmehr einen "Regisseur", ist Encarnacao überzeugt. Seine Rolle werde ein interdisziplinäres Team einnehmen, dem neben technisch versierten Programmierern auch Menschen angehörten, die sich mit Fotografie und Videokunst, Psychologie oder eben mit Drehbuchschreiben beschäftigten. Die so entstandenen Rechner-Einheiten würden für den Benutzer gleichsam unsichtbar, hofft Encarnacao. Man bemerke sie nur über ihre Dienstleistung. "Heute muss der Benutzer den Computer fragen, wenn er etwas wissen will, morgen wird er sich von selbst melden, wenn er spürt, dass sein Benutzer etwas braucht." Die Technik im Auto mache es vor: "Wenn Sie einen Unfall haben, fahren Sie ja auch nicht erst den Rechner hoch und tippen ein: 'Bitte Airbag auslösen'." (jk)