Vom Groupon-Gründer zum Stadtführer

Mit der iPhone-App Detour will sich Andrew Mason eine neue Start-up-Existenz aufbauen.

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Von
  • Rachel Metz

Mit der iPhone-App Detour will sich Andrew Mason eine neue Start-up-Existenz aufbauen.

Einst war Andrew Mason der gefeierte Gründer der Rabattseite Groupon. Dann wurde er vor zwei Jahren gefeuert. Mit seiner Frau zog er von Chicago nach San Francisco. Dort lancierte Mason ein neues Start-up mit der iPhone-App Detour, die Audio-Führungen anbietet. Zurzeit konzentriert sich das Angebot auf San Francisco, mit leicht skurrilen Touren wie "Fisherman's Wharf für Fischer": Ein Berufsfischer zeigt die sonst verborgenen Seiten der Industrie. Die Führung "Trash" erkundet den Einfluss von Müll auf das Stadtbild.

Technology Review: Wie unterscheidet sich Detour von anderen Podcast- und App-basierten Touren?

Andrew Mason: Wer Audio-Touren oder Museumsführungen nutzt, kennt das Problem: Man fummelt ständig am Gerät herum. Man klickt Stationen an, und der passende Beitrag ertönt. Bei uns soll die Technik unsichtbar bleiben. Es gilt, das Gehtempo herauszufinden und die Anweisungen eindeutig zu halten. Sonst sagt der Kunde vielleicht "Halten Sie hier mal an" und stoppt damit die gesamte App.

TR: Ich habe mit der Tour "Beyond the Painted Ladies" den Stadtteil Western Addition erkundet. Sie war tatsächlich auf mein Gehtempo abgestimmt. Welche GPS-Technik steckt dahinter?

Mason: Es gibt eine kartenbasierte Route mit rund 50 Stationen. Tippen Sie eine davon an, starten das Audio und die Geschichte. Geräusche und Musik werden in Echtzeit hinzugemixt, eine ähnliche Technik wie bei einem Videospiel. Man muss erst einmal lernen, die Tour in diesem Stil zu schreiben und das Tempo richtig abzustimmen.

Im Skript setzt man eine Markierung, wenn der Hörer weitergehen soll. Daraus ergibt sich die Zeit bis zum nächsten Halt. Wir testen Stationen auch auf Umgebungsgeräusche, die ablenken könnten. Gehen zwei Menschen gemeinsam auf Tour, tauschen die Geräte Bluetooth-Signale aus, um sicherzustellen, dass sie sich am gleichen Ort befinden. Erreichen Sie die nächste Station, startet der Audio-Clip auch auf dem anderen Handy. Bleibt einer zurück, erhält das zweite Gerät ein Signal und pausiert ebenfalls.

TR: Was tun Sie an Orten, wo GPS nicht gut funktioniert?

Mason: Wir starten noch diesen Monat eine Architektur-Führung im Bankenviertel von San Francisco, wo es viele Hochhäuser gibt. GPS wird dort sehr unzuverlässig. Wir brauchten also eine bessere Lösung und installierten iBeacon-Signalgeber entlang der Route. Außerdem verwenden wir andere Sensoren des Handys. Zum Beispiel den Höhenmesser – für Touren, bei denen die Nutzer Treppen rauf- und runtergehen. Doch solche Trigger haben sich bisher noch nicht als brauchbar erwiesen.

TR: Was ist mit anderen Städten neben San Francisco? Mit dem RadioLab des Senders WNYC sollen Sie auch an einer Führung für Austin in Texas arbeiten.

Mason: Das Projekt ist in der Endphase. Es geht um den möglicherweise ersten Serienmörder Amerikas, der Austin 1885 heimsuchte. Die Verbrechen wurden nie auf- geklärt, doch sie trugen dazu bei, Austin sozusagen aus dem Wilden Westen zu holen. Die Stadt hatte damals keine richtige Polizei, die eine solche Mordserie hätte untersuchen können. Unsere Tour führt zu einigen Schauplätzen und dann zum Stadtarchiv, wo man Originalunterlagen durchblättern kann. (bsc)