Reddit-Chefin scheitert mit Diskrimierungsklage gegen ehemaligen Arbeitgeber
Es ist ein RĂĽckschlag fĂĽr die feministische Bewegung im IT-Sektor. Ellen Pao, Interims-CEO bei Reddit verliert mit ihrer Klage vor dem Superior Court gegen den von ihr als sexistisch bezeichneten Risikofinanzierer KPCB.
Der Gerichtshof in San Francisco
(Bild: Adam Engelhart, CC BY-SA 2.0 via Wikimedia Commons)
Ellen Pao, Interims-Chefin der Internet-Community Reddit, ist mir ihrer Diskriminierungsklage gegen ihren ehemaligen Arbeitgeber Kleiner Perkins Caufield & Byers (KPCB) am Superior Court von San Francisco gescheitert. Die promovierte Juristin hatte den Risikofinanzierer bezichtigt, sie bei Beförderungen und Gehaltserhöhungen wegen ihres Geschlechts übergangen zu haben.
Aufgrund ihrer Beschwerden habe das Unternehmen Pao im Jahr 2012 entlassen. Hierauf hin hatte die 45 Jahre alte Frau chinesischer Abstammung Klage gegen das Unternehmen eingereicht und Schadenersatzzahlungen von 16 Millionen US-Dollar gefordert. Ihren Argumenten zum Trotz haben die Geschworenen alle Punkte zurĂĽckgewiesen.
KPCB erwirtschaftete in Vergangenheit große Gewinne mit Investitionen in Firmen wie Google und Amazon. In anderen Sektoren dagegen machte die Venture-Capital-Firma dagegen auch große Verluste, so erwies sich ein Fokus auf erneuerbare Energien als Flop. Zuletzt konnte KPCB aber beim Verkauf des Thermostate-Anbieters Nest für 3,2 Milliarden Dollar an Google wieder groß abräumen.
Die Klage, welche Pao vor dem Superior Court, dem obersten Gerichtshof eingereicht hatte, umfasste vier Punkte, die die Geschworenen allesamt abgelehnt hatten. Die Reddit-Chefin wollte mit ihrer Klage vor allem gegen den Sexismus in der IT-Branche vorgehen. Die Anwälte von KPCB argumentierten jedoch, dass Pao aufgrund ihres Arbeitsverhaltens nicht befördert oder mit einer Gehaltserhöhung bedacht wurde. Dieser Argumentation schlossen sich die Geschworenen an und lehnten die Klage ab.
In dem Prozess gelangten viele Interna der Firma, die als eine Institution im Silicon Valley gilt, an die Öffentlichkeit. Dazu gehörten neben Gehaltsangaben und Informationen darüber, wie Entscheidungen getroffen und Mitarbeiter bewertet werden, auch einige peinliche Momente. Dazu zählte etwa eine Unterhaltung über Porno-Stars in einem Privatjet oder die Geschichte von einem KPCB-Partner, der nur im Bademantel im Hotelzimmer einer anderen Mitarbeiterin auftauchte. Pao hatte mit dem Partner eine kurze Affäre gehabt, die vor den Geschworenen mit vielen Details von E-Mails bis hin zu heimlichen Küssen auf dem Parkplatz ausgebreitet wurde. Der Mann wurde schließlich von Kleiner Perkins gefeuert.
In den USA hatte das Verfahren zudem für großes Aufsehen gesorgt, da es in letzter Zeit verstärkt zu Klagen von Frauen im IT-Sektor gekommen ist. Erst jüngst wurden Facebook und Twitter verklagt. Insgesamt machen Frauen in IT-Fimren in der Regel nur 30 Prozent der Belegschaft aus; ihre Bezahlung ist in der Regel deutlich niedriger als die der männlichen Kollegen. Bei den technischen Abteilungen und vor allem in Chefetagen liegt der Anteil von Frauen zudem noch einmal deutlich niedriger als in der normalen Belegschaft. Ausnahmen sind etwa weibliche Firmenchefs wie Marissa Mayer bei Yahoo oder Margaret Whitman bei Hewlett-Packard. (mit Material von dpa) / (fkn)