Gefängnisausbruch mittels E-Mail-Betrug

Feile und aus Seife geschnitzte Pistole sind Vergangenheit: Der moderne Ausbrecher erwirkt seine Entlassung per Social Engineering, wie der Fall eines britischen Häftlings zeigt.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 93 Kommentare lesen
Sicherheitsprüfung

(Bild: dpa, Marius Becker/Archiv)

Lesezeit: 1 Min.

Über einen E-Mail-Betrug gelang es einem Häftling in einem Londoner Gefängnis seine Entlassung zu erwirken. Der zu dem Zeitpunkt in U-Haft befindliche Neil M. soll laut Bericht der BBC über ein wohl eingeschmuggeltes Smartphone eine Domain eingerichtet haben, die der des zuständigen Gerichts stark ähnelte. In E-Mails mit dieser Domainendung gab er sich als leitender Beamter aus und schickte Anweisungen zu seiner Entlassung an die Gefängnisverwaltung. Die wurden am 10. März offenbar auch anstandslos umgesetzt.

Erst drei Tage später, als seine Verteidiger mit ihm sprechen wollten, fiel der BBC zufolge auf, dass sich M. unrechtmäßig aus dem Staub gemacht hatte. Einige Tage darauf habe sich M. allerdings freiwillig gestellt. Die Domain hatte er unter dem Namen des gegen ihn ermittelnden Kriminalbeamten registriert und als Adresse den Royal Court of Justice in London angegeben. Soviel Erfindungsreichstum machte offenbar Eindruck: Sowohl Richter als auch Staatsanwalt stuften M. als "genialen“ Kriminellen ein, wie die BBC schreibt.

Das Urteil über den talentierten Social Engineer M. wird im April erwartet; er soll unter falschen Identitäten Anlagebetrug betrieben und darüber mehr als 1,8 Millionen Pfund ergaunert haben. (axk)