Zu Besuch im JavaLand 2015

Konferenzprogramm und Fahrgeschäfte lockten Javaentwickler im März 2015 bereits zum zweiten Mal ins Phantasialand in Brühl bei Köln.

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Von
  • Michael Müller

Konferenzprogramm und Fahrgeschäfte lockten Javaentwickler im März 2015 bereits zum zweiten Mal ins Phantasialand in Brühl bei Köln. Dort hatte das JavaLand seine Zelte aufgeschlagen, um der Community zwei Tage lang ein Zuhause zu bieten.

Zum zweiten Mal in Folge richteten die DOAG, der iJUG-Verband und der Heise Zeitschriften Verlag die Entwicklerkonferenz JavaLand im Freizeitpark Phantasialand in Brühl aus. Die Veranstaltung von der Community für die Community soll nicht nur das Wissen um Java, sondern auch den Spaß an der Programmierung fördern. Daher konnten sich die Teilnehmer am Abend des ersten Tages nach einer langen Reihe interessanter Sessions dem Spaß-Faktor direkt auf diversen Fahrgeschäften hingeben.

Fast eintausend Teilnehmer bevölkerten 2015 das JavaLand, mehr als beim ersten Mal. Das lag nicht zuletzt daran, dass die Vorträge von national wie international renommierten Referenten gehalten. Neben dem Vortragsprogramm bot das JavaLand viel Raum für andere Aktivitäten. So war beispielsweise ein JUG-Cafe eingerichtet, wo die Teilnehmer Vertreter der verschiedenen Java User Groups antreffen konnten. Zudem gab es eine Early Adopters Area, einen Hackergarten, das Java Innovation Lab und andere Rahmenveranstaltungen wie das gemeinsame morgendliche Jogging und die Party am Abend.

Marcus Lagergren blickte auf 20 Jahre Java zurück.

Die Konferenz wurde mit der Keynote "20 Years of Java" eröffnet. Java-Urgestein Marcus Lagergren bot einen sehr persönlichen Rückblick auf diese Geschichte – nicht direkt auf Java, sondern auf das, was er in der Zeit mit der Sprache erlebt hat. Je nach Alter der Teilnehmer wurden dabei Erinnerungen wach, wie auch bei einem späteren Vortrag, der gar 30 Jahre zurückging, um anschließend in die Zukunft zu schauen.

Die Zukunft wie auch die Gegenwart von Java und dem damit verbundenen Ökosystem waren generell eindeutig die beherrschenden Themen der Konferenz. Die Gegenwart umfasste dabei Aktuelles wie Lambdas und Streams in Java 8, diverse Einzelspezifikationen von Java EE 7 und Frontendentwicklung mit JavaFX. Allerdings wurden auch JavaScript, diverse Programmiersprachen auf der JVM und Tools wie Docker oder Arquillian diskutiert. Mit Blick auf die Zukunft waren Vorträge zu Themen wie JSRs, diverse Techniken, die aktuell spezifiziert werden (etwa das MVC Action Framework), HTTP/2 und dessen Widerhall in Servlet 4 und dem allgegenwärtigen Internet of Things angesetzt. Letzteres ist in Teilen bereits in der Gegenwart angekommen und war anhand einiger praktischer Projekte in der Community Hall greifbar.

Viele der Vorträge ließen durchscheinen, dass der Trend, die Programmierung zu vereinfachen, nachlässt. Der Einsatz einfacher Annotationen anstelle aufwendiger Boilerplates oder umfangreicher XML-Konfigurationen ist allerdings nach wie vor Thema. So bleiben die Neuerungen weiterhin einfach zu implementieren, werden aber kaum noch simpler. Hier scheint das derzeit Machbare erreicht. Dafür wird an der Unterstützung neuer Techniken und Protokolle gearbeitet, wie beispielsweise das bereits erwähnte HTTP/2. Überhaupt entstehen im Webbereich diverse neue Spezifikationen oder es werden bewährte wie JavaServer Faces weiterentwickelt.

Auch Java Security, ein wichtiges Thema für Java EE 8, hat zahlreiche Schnittpunkte mit der Webentwicklung. So entstand der (subjektive) Eindruck, die Zukunft ist vorrangig Web, einschließlich User Interface – trotz der JavaFX Clients im Jetzt. Objektiver betrachtet gibt es aber auch Chancen für ein Nebeneinander. Schließlich muss nicht jeder Webclient im Browser laufen und die zahlreichen JavaFX-Vorträge weisen auf das derzeit starke Interesse an dieser Technik hin. Die künftige Unterstützung seitens Oracle bleibt weiterhin abzuwarten.

Das als nächstes Major Release geplante Java 9 spielte auf den Vorträgen interessanterweise noch eine untergeordnete Rolle, wenn auch die damit verbundenen und teilweise langersehnten Funktionen öfter erwähnt wurden.

Zukunft umfasst aber nicht nur technische Aspekte, sondern auch den Nachwuchs. Aus dem Grund konnte eine Gruppe von Dritt- und Viertklässlern im Rahmen des "JavaLand for Kids" in drei Sessions erste Erfahrungen mit der Programmierung sammeln. Ein Höhepunkt war hier die Steuerung eines Quadrocopters.

Wichtig neben den organisierten Veranstaltungen war auch die Zeit zwischen den Sessions – oder die anstelle einer solchen. Während der Pausen gab es zum einen Gelegenheit, sich bei den diversen Ausstellern zu informieren, andere Menschen kennenzulernen und in einen regen Erfahrungsaustausch über Java und Entwicklungstätigkeiten zu kommen. Gerade die Community Hall förderte Letzteres. Negativ fiel beim Zeitmanagement lediglich die wohl auf der DOAG-Konferenz bewährte Sloteinteilung auf, bei der zu jeder vollen Stunde auf 45 Minuten zugeschnittene Talks begannen. Dadurch mussten sich viele Besucher in der Mittagszeit zwischen Vortrag und Essen entscheiden. Es wäre zu überlegen, ob sich die mittäglichen Sessions künftig mit kürzeren Überblicks- und längeren Deep-Dive-Vorträgen ein wenig flexibler gestalten ließen, um Zeit und Entzerrung zu bieten.

Bei zahlreichen Community-Aktivitäten sowie acht parallelen Sessions mussten die Teilnehmer zeitweise priorisieren und Themen auslassen. So war für jeden etwas dabei und der Einzelne hat möglicherweise Bedarf an weiterem Stoff. Grund genug, das JavaLand im nächsten Jahr erneut zu besuchen.

Michael Müller
ist als Bereichsleiter Softwareentwicklung der InEK GmbH verantwortlich für Projekte im Web-, Java- und .NET-Umfeld. Daneben betätigt er sich als freier Autor und verfasst Fachartikel zu diversen Entwicklungsthemen sowie Buchrezensionen. (jul)