Freie Raw-Konverter im Test

Kostenlose Alternativen zu kommerziellen Raw-Konvertern wie Lightroom oder Capture One gibt es inzwischen viele. Und einige von ihnen übertrumpfen die Mitbewerber zumindest in Teilbereichen. Wir haben getestet, wie konkurrenzfähig sie in puncto Funktionsumfang, Bildqualität und Bedienkomfort sind.

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Lesezeit: 48 Min.
Von
  • Ralph Altmann
Inhaltsverzeichnis

Es gibt eine ganze Reihe kostenloser Raw-Konverter, welche überwiegend Open Source, also quelloffen sind. Es hat verschiedene Vorteile, aber eben auch einige Nachteile, wenn man als Anwender zur Bildbearbeitung auf dem Desktop freie Software verwendet. Der gravierendste Nachteil ist sicherlich, dass diese Projekte allein vom Enthusiasmus ihrer Programmierer getragen werden. Im Gegensatz zu anderen Open Source Projekten wie beispielsweise Firefox, welches erst mit Google und später mit Yahoo zahlungskräftige Sponsoren gefunden hat, müssen die Entwickler von Darktable & Co ihre anspruchsvolle Aufgabe unbezahlt in der Freizeit stemmen. Den geschmeidigen Workflow einer mit hohem Budget entwickelten kommerziellen Anwendung wie Adobe Lightroom kann man hier realistischerweise nicht erwarten. Andererseits sind die Entwickler freier Software eben auch im Wortsinne absolut frei in ihren Entscheidungen, denn sie haben keinerlei taktische Vorgaben eines Softwarekonzerns umzusetzen. Sie programmieren das, was sie persönlich interessiert. Die kostenlosen Raw-Konverter haben daher verschiedene Funktionen, die man bei kommerzieller Software vergeblich sucht. Wir haben uns die wichtigsten freien Konverter angeschaut und dabei überprüft, ob sie bei der Bildqualität neben ihren käuflichen Brüdern bestehen können. Kommerzielle Raw-Konverter haben wir hier ausführlich getestet.

Die Hersteller kommerzieller Raw-Konverter versuchen dem Anwender möglichst viel Benutzerkomfort zu bieten. Diese auf den ersten Blick sehr bequeme Ausrichtung hat aber durchaus auch Nachteile. Softwarehersteller neigen nämlich dazu, dem Anwender Entscheidungen abzunehmen, kompliziertere Funktionen zu verstecken oder gar komplett auf sie zu verzichten. Der Weg zum perfekten Bild soll möglichst kurz sein und wenig Fachkenntnisse erfordern. Beim Ergebnis selbst hat - für die meisten Anwender zu Recht - die gefühlte Qualität einen höheren Stellenwert als die Geradlinigkeit des Weges, auf dem man dahin gelangt. Da werden zugunsten von Kontrast und Farbsättigung versteckte Korrekturkurven angewendet. Capture One hatte bei unserem letzten Test sogar jedem Bild zwangsweise Rauschen zugefügt. Das soll die gefühlte Schärfe und Bildqualität verbessern. Nicht jeder Anwender möchte jedoch, dass sein Programm ohne Rückfrage derartige Korrekturen vornimmt. Wünschenswert wäre zumindest eine Wahlmöglichkeit, damit man automatische Korrekturen zumindest wahlweise deaktivieren kann. In der Praxis korrigieren die meisten kommerziellen Raw-Konverter mehr oder weniger ungefragt in den Rohbildern herum. Was da genau hinter den Kulissen abläuft, ist nur durch aufwendiges Re-Engineering herauszufinden. Auf Transparenz legen Hersteller kommerzieller Software selten Wert, weil Herrschaftswissen ja schließlich Wettbewerbsvorteile sichert. Die zugrunde liegenden Algorithmen sind allerdings nur selten wirklich geheim oder patentierbar. Rund um die Welt beschäftigen sich unzählige Wissenschaftler mit Bildbearbeitung und veröffentlichen ihre Ergebnisse, die dann sowohl in kommerziellen als auch in freien Softwareprogrammen genutzt werden können. Deshalb sind sich die kommerziellen und die Open-Source-Programme, um die es in diesem Test geht, in ihren Basisfunktionen oft sehr ähnlich.