Flatrate verhagelt T-Online-Bilanz
Der Internet-Anbieter T-Online hat seinen Konzernumsatz zwar fast verdoppelt, doch gleichzeitig machte die Telekom-Tochter hohe Verluste.
Der Internet-Anbieter T-Online hat seinen Konzernumsatz in den ersten neun Monaten 2000 zwar fast verdoppelt, doch gleichzeitig machte die Telekom-Tochter hohe Verluste. Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen stand dabei ein Verlust von 14,4 Millionen Euro zu Buche. Ohne die Erlöse in Höhe von 39,2 Millionen Euro aus dem Börsengang der comdirect bank hätte das Minus sogar 53,5 Millionen Euro betragen. T-online hatte seinen Anteil an comdirect von 25 auf 21,35 Prozent reduziert.
Endgültige Zahlen will T-Online zwar erst am 30. November bekannt geben, doch schon auf Basis des aktuellen Kenntnisstandes hat man die Ursache für die negative Bilanz ausgemacht: Grund für das schwache Ergebnis sei unter anderem die Einführung des pauschal abgerechneten Internet-Zugangs ohne Zeitbeschränkung (Flatrate) gewesen. Im gleichen Atemzug rechtfertigt das Unternehmen jedoch den Pauschaltarif "als Instrument zur Neukunden-Gewinnung und Kundenbindung". Diese Rechnung dürfte zwar vermutlich aufgegangen sein, denn T-Online verzeichnet inzwischen eigenen Angaben zufolge rund 6 Millionen Kunden, während es im Vorjahr noch 3,6 Millionen waren, doch an der Börse fiel die Aktie des Unternehmens nach der Veröffentlichung der Zahlen bis 14 Uhr um über 7 Prozent auf rund 22 Euro gegenüber dem Vortag. Noch im Mai dieses Jahres notierte sie auf dem bisherigen Höchststand bei 48 Euro.
Zudem drückt wohl auch die anhaltende Unruhe im Management den Aktienkurs. T-Online sucht seit Wochen nach einem neuen Vorstandsvorsitzenden, nachdem der bisherige Chef Wolfgang Keuntje im Streit mit dem Telekom-Konzernlenker Ron Sommer zurückgetreten war. Später hatten zwei weitere Vorstände ihre Sessel geräumt. Nach Ansicht von Fachleuten müsse für die Telekom-Tochter schnell ein neuer Vorstandschef her, um den Online-Dienstleister wieder in ruhiges Fahrwasser zu lenken.
So ganz unglücklich wird man im Telekom-Konzern aber trotz der Verluste nicht sein, liefern doch die Miesen prima Argumente im Gefecht gegen zudringliche Mitbewerber, die dem Mutterkonzern Pauschaltarife für ihre eigenen Internet-Angebote abtrotzen wollen. Derzeit prüft die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post aufgrund von Beschwerden das Gebührenmodell der Telekom, nach dem Internet-Anbieter – T-Online eingeschlossen – mit der Deutschen Telekom abrechnen müssen. Neben der Entgelthöhe wollte die Behörde insbesondere dem Verdacht von Abschlägen und möglichen Diskriminierungstatbeständen nachgehen. Entsprechende Verdachtsmomente, heißt es, bestünden im Hinblick auf die Wettbewerbschancen von ISPs und Online-Diensteanbietern, die nicht zum T-Hause gehören. Die Behörde will bis Mitte November über die geforderte Großhandelspauschale entscheiden. (dz)