Es geht aufwärts: Kletternder Roboter soll Windräder direkt vor Ort reparieren

Bei mobilen Robotern denkt man zunächst an Laufmaschinen, Fahrzeuge oder Flugzeuge. In Halle 2 der Hannover Messe sind aber zwei andere Varianten der vertikalen Mobilität zu sehen: Roboter, die klettern.

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Hannover Messe: Roboter soll Windräder direkt vor Ort reparieren

SMART soll eine Reparatur von Windrädern direkt vor Ort ermöglichen.

(Bild: Hans-Arthur Marsiske)

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  • Hans-Arthur Marsiske

An der Fachhochschule Aachen ist unter dem Titel SMART ein Kletterroboter entwickelt worden, der bei der Wartung von Windkraftanlagen helfen soll. Der bewegt sich mithilfe von vier Gurten fort, die um den Mast der Anlage gelegt werden. Jeweils zwei Gurte werden festgezurrt und halten den Roboter, während die beiden anderen Gurte gelöst und zu einer höheren Position bewegt werden, um dort den Vorgang zu wiederholen. Das entspricht in gewisser Weise dem sechsbeinigen Laufen, bei dem jeweils drei Beine für einen sicheren Stand sorgen, während die anderen drei sich bewegen.

Der Roboter soll eine Kabine transportieren, die sich um einen Flügel des Rotors schließen und so eine genaue Inspektion oder auch Reparaturen bei jedem Wetter ermöglichen soll. Die Wartungsarbeiten könnten in der Kabine sowohl von Menschen als auch von ferngesteuerten Robotern ausgeführt werden, sagt Mohsen Bagheri, der das System maßgeblich entwickelt hat. Insgesamt sollen Roboter, Kabine und Nutzlast etwa fünf Tonnen wiegen.

Es geht aufwärts (4 Bilder)

In der Messehalle hat nur ein verkleinertes Modell des Smart-Systems Platz gefunden. (Bild: Hans-Arthur Marsiske)

Die Nutzlastkapazität beziffert Bagheri mit mehreren hundert Kilogramm. Das reiche aus für mehrere Arbeitskräfte, aber auch für einen auf Schienen montierten Roboterarm, der sich die jeweils benötigten Werkzeuge selbst aus einem Reservoir nimmt. Für die Betreiber von Windkraftanlage bedeute es eine erhebliche Kostenersparnis, wenn Rotorflügel vor Ort repariert werden könnten, statt sie zu demontieren und abzutransportieren. So gab sich Bagheri auch erfreut, aber nicht wirklich überrascht, als ihn ein indischer Windradbetreiber nach dem Preis fragte und sogleich bereit war, das System für 500.000 Euro zu erwerben. Noch ist es allerdings nicht so weit. SMART ist zwar zum Patent angemeldet, aber für die Vermarktung muss erst noch eine Firma gegründet werden.

Nicht ganz so hoch hinaus will PaTRo, der Paletten-Tagging-Roboter, der am Bremer Institut für Produktion und Logistik (BIBA) entstanden ist. Am Messestand des Bundeswirtschaftsministeriums, das die Forschungen gefördert hat, steht auf einem Stapel von sechs Holzpaletten ein Demonstrator, der das Prinzip veranschaulicht. Im realen Einsatz könnten die Stapel bis zu zehn Meter hoch sein, sagt Jens Ehm. Der Roboter fixiert sich mithilfe ausfahrbarer Bolzen an einer Palette und schiebt einen anderen Teil höher, um sich auf der nächsthöheren Palette abzustützen. An jeder Palette fräst er eine Vertiefung und befestigt dort einen Transponder mit einer einmalig vergebenen Identifikationsnummer. Auf diese Weise hofft die European Pallet Association (EPAL), nach und nach einen besseren Überblick über den Verbleib ihrer 350 bis 500 Millionen Paletten zu gewinnen, die derzeit im Umlauf sind.

Ein Vorteil des Systems bestehe darin, so Ehm, dass die Markierung der Paletten von der Produktionstaktung bei der Herstellung gelöst wird. Bei der automatisierten Produktion werde alle sechs Sekunden eine Holzpalette zusammengefügt. Das wäre für den Roboter eine zu ehrgeizige Vorgabe. Die Kletterlösung ermögliche den Einsatz des Systems zudem nicht nur bei der Herstellung, sondern auch bei der Reparatur und Wiederaufbereitung von Paletten in kleineren Betrieben. (mho)