Umsätze der Musikbranche: Digital ist besser

Die Musikindustrie hat im Jahr 2014 erstmals mehr Geld mit digitalen Angeboten eingenommen als mit Tonträgern. Die Branchenvertreter setzen für die Zukunft voll auf Streaming.

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Streaming

Streaming-Anbieter wie Spotify und Deezer gehören inzwischen zum Establishment.

(Bild: dpa, Monique Wüstenhagen)

Lesezeit: 3 Min.
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Die Musikindustrie hat 2014 erstmals mehr Umsatz im Digitalgeschäft gemacht als mit dem klassischen Verkauf von Tonträgern. Das geht aus dem Digital Music Report 2015 hervor, den der Branchenverband IFPI am Dienstag veröffentlicht hat. Während das Digitalgeschäft um fast 7 Prozent auf 6,85 Milliarden US-Dollar angewachsen ist, ging der Tonträgerverkauf um 8 Prozent auf 6,82 Milliarden zurück.

Im Vergleich zum Vorjahr ging der Gesamtumsatz der Branche 2014 demnach auf knapp 15 Milliarden US-Dollar leicht zurück. Damit ist der Anteil von Digital- und Tonträgergeschäft am Gesamtumsatz erstmals gleich (46 Prozent). Weitere 8 Prozent des Umsatzes kommen aus der Rechteverwertung und Lizenzierung. Den umfassenden Jahresbericht der globalen Musikbranche will der Verband in der kommenden Woche veröffentlichen.

Weltweiter Umsatz Musikbranche
2013 2014 Umsatz +/-
Umsatz (US-Dollar) Marktanteil Umsatz (US-Dollar) Marktanteil
Tonträger 7,42 Mrd. 49% 6,82 Mrd. 46% -8,1%
Digital 6,41 Mrd. 43% 6,85 Mrd. 46% +6,9%
Aufführungsrechte 0,88 Mrd. 6% 0,95 Mrd. 6% +8,3%
Synchronisationsrechte 0,32 Mrd. 2% 0,35 Mrd. 2% +8,4%
Summe 15,03 Mrd. 14,97 Mrd. -0,4%
Quelle: IFPI Digital Music Report 2015

Im Musik-Streaming, das weiter starkes Wachstum zeigt, liegt die Zukunft, da sind sich die Verantwortlichen inzwischen sicher. Die Überweisungen der Streaming-Dienste wuchsen im Vergleich zum Vorjahr um 39 Prozent auf knapp 1,6 Milliarden US-Dollar und damit fast ein Viertel des Digitalumsatzes. "Das ist ein Geschäft, das wächst und das bleiben wird", sagte Edgar Berger, der bei Sony Music für das internationale Geschäft zuständig ist, am Dienstag in London.

Insgesamt 41 Millionen Streaming-Nutzer haben sich 2014 für ein Abonnement entschieden, im Jahr davor waren es 28 Millionen zahlende Kunden. Dazu kommen laut Schätzungen der IFPI rund 100 Millionen Nutzer von Gratisstreams. Mit neuen Anbietern wie Apple und Jay-Z in den Startlöchern erwartet die Branche eine anhaltend dynamische Entwicklung im Streaming-Bereich.

Weltweite Umsätze aus Streaming-Diensten
2010 2011 2012 2013 2014
Umsatz (US-Dollar) 0,32 Mrd. 0,45 Mrd. 0,73 Mrd. 1,13 Mrd. 1,57 Mrd.
Vergleich zum Vorjahr +41% +62% +55% +39%
Bezahlte Abos* 8 Mio. 13 Mio. 20 Mio. 28 Mio. 41 Mio.
Vergleich zum Vorjahr +63% +54% +40% +46%
Quelle: IFPI Digital Music Report 2015, *Schätzung

Der Vormarsch der Streaming-Anbieter hat Auswirkungen auf die Musikdownloads. Das Downloadgeschäft schrumpft laut IFPI auf den gesättigten Märkten, verzeichnet in Schwellenländern aber noch Wachstum. Insgesamt ging der Umsatz mit Musikdownloads um 8 Prozent zurück, wobei das Geschäft mit Einzelsongs (minus 11 Prozent) deutlicher leidet als Alben oder andere Bündelangebote (minus 4 Prozent).

Die weltweit umsatzstärksten Einzeldownloads im Jahr 2014 waren "Happy" von Pharrell Williams, "Dark Horse" von Katy Perry und "All of Me" von John Legend. Bei den Alben hat sich der Soundtrack des Animationsfilms "Frozen" am besten verkauft, gefolgt von Taylor Swifts "1989" und Ed Sheerans "X".

Deutschland ist der drittgrößte Musikmarkt der Welt und eines der Länder, in dem noch vergleichsweise viele Tonträger verkauft werden. 70 Prozent des Branchenumsatzes wird hierzulande mit physischen Tonträgern erzielt, nur in Japan ist diese Quote mit 78 Prozent noch höher. Anders als im globalen Trend ließ der Tonträgerverkauf in Deutschland nur um 1,5 Prozent nach. Der deutsche Markt wuchs insgesamt um fast 2 Prozent auf rund 1,48 Milliarden Euro.

Der deutsche Musikkunde ist im Schnitt 46 Jahre und damit älter als in anderen Ländern, weiß die IFPI zu berichten. Das schlägt sich auch im Repertoire der Musikbranche nieder: Schlager, Volksmusik und Klassik machen 16 Prozent des Marktes aus und werden hauptsächlich auf Tonträgern verkauft. Die Jahrescharts für 2014 führt Helene Fischer mit ihrer Single "Atemlos durch die Nacht" und dem Album "Farbenspiel" an, das auch 2013 schon die erfolgreichste Platte war. (vbr)