Fusion der Netzwerkausrüster: Nokia bietet für Alcatel-Lucent

Bis 2019 sollen jährliche Einsparungen von 900 Millionen Euro bei den operativen Kosten erzielt werden. Mit der Fusion soll auch die Konkurrenz aus China in Schach gehalten werden.

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Nokia

(Bild: dpa, Stefan Puchner)

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  • dpa

Die Fusionspläne der Netzwerk-Ausrüster Nokia und Alcatel-Lucent sind offiziell. Nokia gab am Mittwoch ein Angebot für Aktien des in Paris ansässigen Konkurrenten bekannt. Die neue Firma solle Nokia Corporation heißen. Hauptsitz werde Finnland sein, mit einer "starken Präsenz" in Frankreich.

Der finnische Konzern bietet 0,55 neue Aktien für einen Anteilsschein von Alcatel-Lucent. Der Deal solle im ersten Halbjahr 2016 abgeschlossen werden. Alcatel-Lucent werde mit insgesamt 15,6 Milliarden Euro bewertet, hieß es. Für die Aktionäre bedeute das einen Aufschlag von 28 Prozent auf den durchschnittlichen Preis der vergangenen drei Monate.

Seit gut zwei Jahren führt Michel Combes die Geschäfte Alcatel-Lucents.

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Bei den Netzwerk-Ausrüstern, die die Technik für Festnetz- und Mobilfunk-Carrier liefern, stehen die etablierten westliche Anbieter unter verstärktem Druck aggressiver Rivalen aus China. Gemeinsam könnten Nokia und Alcatel-Lucent besser mit ihnen konkurrieren, so zumindest dürfte die Hoffnung sein, die die Fusionsabsichten antreibt. Bis 2019 sollen jährliche Einsparungen von 900 Millionen Euro bei den operativen Kosten erzielt werden, wie Nokia ankündigte.

Nokia ist nach dem Verkauf der Handy-Sparte an Microsoft hauptsächlich ein Netzwerk-Ausrüster. Der Konzern bestätigte am Mittwoch auch, dass alle Optionen für den digitalen Kartendienst Here geprüft werden. Nach Informationen des Finanzdienstes Bloomberg gab es Verkaufsgespräche mit dem umstrittenen Fahrdienst-Vermittler Uber und einer Gruppe deutsche Autohersteller.

[Update 15.04.2015 08:35]:

Nokia hatte Ende vergangenen Jahres 54.600 Mitarbeiter im Netzwerk-Bereich und Alcatel-Lucent insgesamt gut 50.000. Der Nokia-Konzern erwirtschaftete einen Umsatz von 12,7 Milliarden Euro. Der Löwenanteil kommt aus dem Netzwerk-Geschäft. Alcatel-Lucent hat mit 13,2 Milliarden Euro Erlöse in ähnlicher Größenordnung. Der Konzern entstand aus einem Zusammenschluss zwischen Alcatel aus Frankreich und Lucent aus den USA. Nokia betrieb in der Netzwerk-Technik früher ein Gemeinschafsunternehmen mit Siemens, übernahm 2013 jedoch den 50-Prozent-Anteil der Deutschen.

Der europäische Rivale Ericsson hielt sich im vergangenen Jahr an der Spitze der Branche mit einem Umsatz von 25,1 Milliarden Euro. Die Schweden liefern sich aber schon seit Jahren ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Huawei aus China.

Das Wohlwollen der französischen Regierung, die die Telecom-Industrie zu einer strategischen Branche von nationalem Interesse erklärt hat, galt als wichtige Voraussetzung für einen Erfolg des Deals. Präsident François Hollande hatte sich am Dienstag kurzfristig mit Nokia-Chef Rajeev Suri (der das fusionierte Unternehmen führen soll) und Alcatel-Lucent-CEO Michel Combes getroffen. Wirtschaftsminister Emmanuel Macron äußerte sich danach positiv: "Es ist ein guter Deal für Alcatel-Lucent, weil es ein Deal für die Zukunft ist", wurde er vom Finanzdienst Bloomberg zitiert. Das Unternehmen könne der wachsenden Konkurrenz chinesischer Anbieter nicht allein entgegenstehen. (jk)