Schulden der Telekom-Firmen bereiten Cisco Sorgen

Die riesigen Schulden der Telekom-Gesellschaften bringen selbst den Netzwerk-Konzern Cisco unter Druck.

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Von
  • Jürgen Kuri

Die riesigen Schulden der Telekom-Gesellschaften, die durch die teuren UMTS-Lizenzen und hohe Investitionskosten in den Ausbau der Netze verursacht werden, bringen selbst Cisco ins Schleudern – zumindest besteht diese Gefahr, wenn man den Börsen glauben darf. Als Cisco vor wenigen Tagen gegenüber der US-amerikanischen Finanz- und Börsenaufsicht Security and Exchange Commission (SEC) bekannt gab, man habe die Rückstellungen erhöht, um Ausfälle durch nicht bezahlte Rechnungen der Telekom-Firmen ausgleichen zu können, sorgte das unter den Anlegern für einiges Aufsehen.

Das Ergebnis: Am gestrigen Dienstag fiel der Kurs von Cisco bis zum Börsenschluss an der US-Hightechbörse Nasdaq um 2,77 Prozent auf 41,75 US-Dollar. Am heutigen Mittwoch fiel das Papier bis um 10.45 Uhr Ortszeit noch einmal um über 9,5 Prozent auf nunmehr 37,75 US-Dollar. Zwischenzeitlich plumpste die Cisco-Aktie heute sogar auf ein neues 52-Wochentief von 36,50 US-Dollar. Auch wenn sich der Kurs inzwischen wohl auf niedrigem Niveau wieder stabilisiert, ist er doch weit vom 52-Wochen-Hoch entfernt, das Ende März bei 82 US-Dollar lag.

Die Analysten gehen davon aus, dass die Bekanntgabe der Rückstellung von 275 Millionen US-Dollar für das erste Quartal des laufenden Geschäftsjahrs Cisco schwer getroffen hat. Im gleichen Quartal des Vorjahrs betrugen die Rückstellungen nur 75 Millionen US-Dollar.

Dies bedeute nun nicht, dass Cisco mit hohen finanziellen Risiken zu rechnen habe, die das Unternehmen in Schwierigkeiten bringen könnten. Allerdings seien sie ein Zeichen dafür, dass die Telekom-Firmen Schwierigkeiten bei der Finanzierung ihrer Investitionen haben – und dies könne nicht nur zu Ausfällen bei Cisco führen, sondern auch zu rückläufigen Auftragseingängen und dem Zwang für Cisco, sich bei der Finanzierung der eigenen Umsätze mit den Telekom-Firmen zu beteiligen. Ebenso interpretieren viele Beobachter die schwächelnde Internet-Ökonomie als Belastung für Cisco: Schließlich macht der Marktführer für Internet-Router einen guten Teil seiner Geschäfte mit Internet-Providern und Service-Anbietern.

Im Bemühen, die Anleger zu beruhigen, spielt Cisco selbst am gestrigen Dienstag die Erhöhung der Rückstellungen herunter. Sie entsprächen proportional der Zunahme der Umsätze und seien daher nichts besonderes. Immerhin aber sind 14 Millionen oder 5 Prozent der Rückstellungen für möglicherweise nicht bezahlte Rechnungen; der Rest ist dafür vorgesehen, Verluste aus Minderheitsbeteiligungen in andere Hightech-Firmen auszugleichen. Im ersten Quartal des letzten Jahres machten die Rückstellungen für Rechnungsausfälle noch 3,75 Prozent der gesamten Rückstellungen aus. Die momentan in Frage stehenden Rechnungen machten weniger als 2 Prozent der gesamten offenen Rechnungen aus, hieß es bei Cisco. Diese Aufschlüsselung der Rückstellungen hat Cisco zum ersten Mal in der Unternehmensgeschichte veröffentlicht – offensichtlich sah sich die Firma durch die Auswirkungen auf den Aktienkurs dazu veranlasst.

Die Anleger allerdings vertrauen den beruhigenden Worten des Cisco-Managements wohl nicht so recht. Immerhin machten schon Anfang September Berichte die Runde, dass die Hersteller von Telekom-Equipment bald größeren Abschreibungsbedarf haben könnten. Und dies nicht nur wegen nicht bezahlter Rechnungen von Kunden, sondern auch deswegen, weil die Hersteller selbst gewagte Finanzierungen liefern, damit die Telekom-Gesellschaften auch Geräte bei ihnen kaufen.

Andere Nachrichten fördern zudem die schlechte Stimmung der Anleger gegenüber Firmen wie Cisco: Der Netzwerk-Hersteller Foundry beispielsweise, der vor allem mit Internet-Providern Geschäfte macht, musste bereits am gestrigen Dienstag eine Warnung ausgeben, dass Umsatz und Gewinn im vierten Quartal nicht den Erwartungen entsprechen würden. Damit schließt sich Foundry entsprechenden Gewinnwarnungen etwa von Lucent an. Zudem: Immer mehr Telekom-Firmen gehen dazu über, die Ausrüster an der Finanzierung der Investitionen in die Netze zu beteiligen, wenn sie einen Auftrag erhalten wollen. Das strapaziert die Nerven der Anleger offensichtlich noch weiter. (jk)