Foto-Software Lightroom 6: Gerüchte vs. Fakten

Bis heute ist die Foto-Software Lightroom 6 nicht auf dem Markt. Inzwischen verdichten sich die Anzeichen, dass es bald soweit sein könnte. Wir prüfen die Gerüchte auf ihren mutmaßlichen Wahrheitsgehalt.

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Lightroom 6: Gerüchte vs. Fakten

(Bild: vgstudio/Fotolia.com)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Sascha Steinhoff

Der Nachfolger der Foto-Software Lightroom 5 wird mit Spannung erwartet, seit Januar gibt es auf den einschlägigen Webseiten praktisch im Wochentakt neue Informationen zu Lightroom 6. Heute kann man mit Sicherheit sagen, dass zumindest die bisher anvisierten Veröffentlichungstermine alle auf Falschmeldungen beruhten. Fakt ist: Bisher gibt es nicht einmal eine offizielle Bestätigung, dass der Nachfolger für Lightroom 5 überhaupt Lightroom 6 heißen wird. Wir möchten die Wartezeit nutzen, um häufig kolportierte Gerüchte zum Funktionsumfang auf ihren mutmaßlichen Wahrheitsgehalt zu prüfen.

[Update: Am 21.04.2015 wird um 18 Uhr ein größeres Update für Lightroom offiziell vorgestellt. Alle Informationen zum runderneuerten Lightroom gibt es dann im Heise-Fotochannel. ]

1. Verbesserte Schwarzweiss-Umwandlung
Angeblich soll in LR6 eine verbesserte SW-Umwandlung mit acht verschiedenen Farbebenen zu den neuen Features zählen. Fakt ist: Eine SW-Umwandlung mit einem 8-Kanal-Farbmixer gibt es schon in Lightroom 5.Es ist daher nicht sehr wahrscheinlich, dass Adobe hier nachlegt.

2. Gesichtserkennung
Schon für frühere Versionen von Lightroom wurde eine Gesichtserkennung erwartet, bisher gibt es in Lightroom dieses Feature noch nicht. Eine Gesichtserkennung scannt den kompletten Bildbestand und ordnet den Gesichtern die passenden Namen und Metadaten zu. Das ist ein überaus praktisches Feature, welches von Anwendern im zwischenzeitlich eingestellten Aperture auch oft genutzt wurde. Fakt ist: In Photoshop Elements gibt es schon lange eine Gesichtserkennung, das nötige Know-How ist bei Adobe vorhanden.

3. HDR-Funktion
Über die Bordmittel von Lightroom 5 ist es bisher nicht möglich, Bilder einer Belichtungsreihe zu einem HDR-Bild zu verschmelzen. Über Plug-ins wie das Photomatix Plug-in für Lightroom kann man die HDR-Funktion allerdings auch jetzt schon nachrüsten, das entstehende HDR-Bild wird dann per Export erzeugt. Photoshop kann HDR-Bilder ohnehin erzeugen. Es könnte also durchaus sein, dass Adobe in LR6 auch eine entsprechende Funktion integriert. Das wäre jedoch ein tiefgreifender Schritt, weil die Verschmelzung mehrerer Bilder in Lightroom zu einem neuen Bild bisher überhaupt nicht vorgesehen ist.

4. Verbessertes Bereichsreparatur-Pinsel-Werkzeug
Der Bereichsreparatur-Pinsel leistet schon in in Lightroom 5 gute Dienste, die Bedienung dieser Retusche auf Raw-Ebene ist allerdings nicht sonderlich intuitiv. Insofern wäre eine Überarbeitung dieses Werkzeuges aus Anwendersicht sehr begrüßenswert, um den Abstand zwischen Lightroom und Photoshop bei der Retusche weiter zu schließen. Wirklich signifikante Verbesserungen sind bei Lightroom 6 allerdings eher nicht zu erwarten. Lightroom 6 ist ein nicht-ebenenfähiger und komplett nicht-destruktiv angelegter Raw-Konverter, hier ist der Spielraum für gute Retuschewerkzeuge konstruktiv bedingt recht gering.

5. Vertikale Upright-Korrektur
Einige Quellen haben eine vertikale Upright-Korrektur für Lightroom 6 angekündigt. Fakt ist: Eine derartige Funktion gibt es schon seit Lightroom 5 in den Objektivkorrekturen. Wenn überhaupt, dann sind hier allenfalls Verbesserungen möglich.

5. Panorama-Funktion
Ähnlich wie bei der HDR-Funktion werden auch bei Panoramen Bilder zusammengesetzt. Das Erzeugen von Panoramen ist jedoch ungleich komplizierter, weil die Bilder nicht wie bie HDR übereinander gelegt werden. Beim Panorama setzt man die Einzelbilder ähnlich einem Flickenteppich mit übereinander-lappenden Einzelbildern zu einem größeren Gesamtbild zusammen. Diesen Vorgang hat Adobe grundsätzlich gut im Griff, Photoshop bietet entsprechende Funktionen schon seit Jahren, die in Lightroom auch verknüpft sind. Eine komplett in LIghtroom integrierte Panoramafunktion wäre allerdings noch in deutlich stärkerem Maße als eine integrierte HDR-Funktion ein Bruch mit den bekannten Funktionsprinzip von Lightroom. Es ist fraglich, ob Adobe Lightroom derart grundlegend umbauen kann und will.

6. Verbesserte Performance durch GPU-Beschleunigung
Da es bei den Hauptprozessoren schon seit Jahren kaum noch signifikante Performanceverbesserungen gibt, wäre es naheliegend, zeitraubende Arbeitsschritte wie die Entwicklung in Lightroom per Grafikkarte (GPU) z beschleunigen. Einzelne Filter von Photoshop nutzen die GPU schon länger. Es ist recht wahrscheinlich, dass Adobe bei Lightroom 6 durch eine verstärkte Nutzung von GPU-Ressourcen die Arbeitsgeschwindigkeit erhöhen wird.

7. Diashows mit Video
Vereinzelt wurden für Lightroom 6 schon Diaschauen mit integriertem Video angekündigt. Lightroom 5 verfügt allerdings schon über entsprechende Funktionen, hier sind allenfalls Verbesserungen möglich.

8. Lightroom 6 wandert in die Cloud
Wer Lightroom erwerben möchte, hat derzeit die Wahl zwischen einem Creative-Cloud-Abonnement wo man die Software monatlich mietet und der Kaufversion. Einzeln abonnieren kann man Lightroom zumindest bisher noch nicht, es kommt immer im Bundle mit Photoshop. Es gibt Gerüchte, dass Adobe Lightroom ähnlich wie Photoshop komplett in die Cloud verlagern möchte. Dagegen sprechen zwei Gründe: Erstens nutzen Lightroom überwiegend Privatanwender, die Abo-Modelle traditionell eher kritisch sehen. Zweitens stammen die meisten Lightroom-Leaks aus Online-Shops, die schon vor dem eigentlichen Erstverkaufstag Lightroom als Kaufversion gelistet hatten. Dafür spricht, dass Adobe seine Zukunft eindeutig in der Cloud sieht. Es ist also nicht ausgeschlossen, dass es ein Lightroom CC statt eines Lightroom 6 geben könnte.

Unabhängig vom Vertriebsmodell stehen die Chancen in jedem Fall gut, dass das neue Lightroom gegenüber seinem Vorgänger in wesentlichen Punkten verbessert sein wird.

(sts)