Internet-Anbindung ländlicher Regionen mit Technik für Afrika

Eine ursprünglich für Afrika entwickelte Technik soll nun abgelegene Dörfer mit Breitband-Internet versorgen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 111 Kommentare lesen
WiBACK Hardware

(Bild: Matthias Heyde/ Fraunhofer FOKUS)

Lesezeit: 2 Min.

Was für Afrika gedacht war, findet sich nun hierzulande wieder. Die vom  Fraunhofer- Institut für Offene Kommunikationssysteme (FOKUS) in Berlin entwickelte WiBACK-Technik (Wireless Backhaul) bringt nun auch in Deutschland für abgelegene Regionen schnelles Internet. Das berichtet Technology Review in seiner aktuellen Ausgabe.

Die Wireless Backhaul (WiBACK) genannte Technik besteht aus zwei Komponenten: Repeatern und Controllern. Für den Nutzer vor Ort fungieren die Repeater als Internet-Zugangspunkt - entweder per WLAN-Funknetz oder per Mobilfunktechnik. Die untereinander vernetzten Repeater transportieren die Daten dann weiter zum Controller, der die Verbindung zu einem lokalen Internetzugang herstellt - beispielsweise in der nächsten Stadt.

Das System benutzt dieselben Frequenzen wie der WLAN-Router zu Hause und schafft je nach Ausbaustufe bis zu 500 Megabit pro Sekunde. Weil die Antennen strahlen gebündelt in eine Richtung senden und empfangen, überbrückt WiBACK so bis zu 20 Kilometer zwischen jeweils zwei Sendepunkten. Die Technik ist daher ideal, um entlegene Gebäude ans schnelle Internet anzuschließen.

„Wir haben überraschend viele Anfragen von deutschen Gemeinden“, sagt Projektleiter Eric Schütz. In Nordhorn hat der Vermarktungspartner Servario Networks bereits für mehrere Tausend Haushalte das erste kommerzielle WiBACK-Netzwerk in Deutschland installiert. Für die Gemeinden sei WiBACK attraktiv, weil es sich leicht installieren lasse. Außerdem können sie die Funkstrecken an etablierte Anbieter vermieten, statt den großen Betreibern große Subventionen für ein fremdes Netz zahlen zu müssen.

Bislang bleibt den Einwohnern abgelegner Dörfer nur die tätige Selbsthilfe, wenn der Glasfaser-Anschluss ihrer Gemeinden sich für Telekom-Unternehmen nicht lohnt. Denn der größte Kostenfaktor beim Breitband-Anschluss sind die Erdarbeiten. So verlegten etwa die Einwohner der Eifel-Gemeinde Nettersheim seit 2009 in Eigenleistung rund acht Kilometer Leerrohre, die später mit Glasfaser bestückt wurden. Die 1700 Einwohner des Eifeldörfchens Marmagen wollen es ihnen in diesem Jahr nachtun und rund zwei Kilometer Rohre zum Ortsrand von Nettersheim legen. Welches Unternehmen die Glasfaser nach Marmagen verlegt, steht noch nicht fest. In den anderen Ortslagen ging immer die Deutsche Telekom als Gewinner aus den Ausschreibungen hervor. (wst)