Ingenieure streiten über Informationsethik und Datenfreiheit

Mit einem rauschenden Fest ging am Dienstag der zweite Tag des Weltingenieurstags zu Ende.

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Von
  • Detlef Borchers

Mit einem rauschenden Fest ging am Dienstag der zweite Tag des Weltingenieurstags zu Ende. 3500 Ingenieure aus 44 Ländern debattierten über Themen, die mit dem Motto der EXPO in Verbindung standen. "Information und Kommunikation", "Environment, Klima und Gesundheit", "Mobilität und Transport", "Energie" und "Zukunft der Arbeit" waren die Teilkongresse, auf die sich die Teilnehmer verteilten. Am morgigen Mittwoch folgt noch das internationale Forum "Frauen in Ingenieur- und Naturwissenschaften".

Der zahlenmäßig bisher stärkster Kongressteil "Information und Kommunikation" erlebte sehr unterschiedliche Referate und Workshops. So entwickelte der chinesische Informatik-Professor Yi-Xin Zhong eine Kommunikationstheorie des Netzes, die am Ende in dem Appell endete, das Netz zu beschützen und Pornographie, Hackertum und unmäßige politische Diskussionen zu bannen. Das Gegenstück zu diesem Modell lieferte Philippe Queau, der Informatik-Direktor der UNESCO. Er machte darauf aufmerksam, wie stark das Internet noch von den Interessen der USA abhänge und nicht die Anliegen der "Habenichtse" transportiere.

Am heutigen zweiten Tag bildeten sich Workshops, die ein Ingenieursmemorandum entwickelten, das als UNESCO-Dokument weltweit diskutiert werden soll. Die Informatik-Ingenieure teilten sich dafür in 6 Arbeitsgruppen auf, die die Themen "Law and Governance", "Economic Business", "Data Availability and Data Security", "Reality vs. Virtuality", "Education" und "Ethics of Information" bearbeiteten.

Aus den "Ethics of Information" wurden dabei unversehens die "Ethics of textual & visual Information & Internet based action", mit der Forderung, dass es keine Zensur geben dürfte, auch wenn Daten möglicherweise verletzend oder in einigen Ländern illegal sein könnten. Die Arbeitsgruppe für Datensicherheit forderte die Einrichtung eines UNESCO-Überwachungsausschusses, der die ungehinderte Verbreitung von Verschlüsselungstechniken für Bürger aller Länder sicherstellen solle. Auch die allgemeine Verfügbarkeit von Daten (Sterblichkeitsstatistiken, Regierungskritik usw.) soll zu den Aufgaben dieser UNESCO-Abteilung gehören.

Im Workshop "Law and Governance" wurde heftig darüber gestritten, ob Patente und Copyrights stärker beachtet werden sollen oder überflüssig sind. Ein Konsens wurde nicht gefunden. Dafür wurde die Präambel gekippt, die von den Veranstaltern und der UNESCO als Vorlage eingereicht war: Sie fordert die Ingenieure auf, Suchmaschinen und Informationsfilter zu erfinden, die aus den verfügbaren Daten und Informationen (Data) des Internet-Wissen (Knowledge) destillieren: Dem Ingenieur ist nix zu schwör, doch die Alchemie gehört nicht zu seinen Stärken. Der nächste Weltingenieurstag findet 2004 in Shanghai statt, danach folgt 2008 Brasilia. (Detlef Borchers) / (jk)