Nashorn-Hörner aus dem 3D-Drucker

Ein US-Startup hat herausgefunden, wie sich die auf perverse Weise begehrten Hörner günstig im Labor herstellen lassen. Ließe sich damit der Markt für Wilderer kaputt machen?

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 1 Kommentar lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Veronika Szentpetery-Kessler

Ein US-Startup hat herausgefunden, wie sich die auf perverse Weise begehrten Hörner günstig im Labor herstellen lassen. Ließe sich damit der Markt für Wilderer kaputt machen?

Matthew Markus hat seit zehn Jahren nach einem Weg gesucht, Nashörner davor zu bewahren, nur wegen ihrer Hörner abgeschlachtet zu werden. Diese gelten in Ländern wie China und Vietnam unter anderem als Potenz- und Krebswundermittel. Doch erst jetzt sei die Technik endlich reif dafür, seinen Plan zu verwirklichen, glaubt der Mitgründer und CEO des US-Startups Pembient. Gemeinsam mit dem Genetiker George Bonaci hat der gelernte Softwareingenieur eine 3D-Druck-Methode entwickelt, mit der sich aus Keratinpulver und weiteren Zutaten authentisch aussehende Nashorn-Hörner herstellen lassen.

Laut Pembient sehen sie nicht nur aus wie das Original, sondern sind auch physikalisch und chemisch identisch. Dafür stellte es das Keratin-Protein präzise auf der Basis des entsprechenden Nashorn-Gens her. Das Unternehmen will den Markt mit den künstlich hergestellten Hörnern fluten, die nur ein Zehntel der natürlich gewachsenen Hörner kosten sollen. Im Herbst könnten die ersten gedruckten Varianten erhältlich sein. Kann es funktionieren, Wilderer durch Preisverfall aus dem Markt zu drängen?

Tierschutzorganisationen zeigen sich skeptisch. Sie befürchten, dass Kunden das falsche Horn ablehnen werden, weil das echte – etwa zu einem Dolchgriff verarbeitet – eben auch als Statussymbol gilt. Nur 45 Prozent der befragten Kunden würden sich laut Pembient für das Labor-Horn entscheiden. Das sei aber nicht genug, um Wilderern das Geschäft kaputtzumachen. Zudem berge die Überschwemmung des Marktes die Gefahr, dass die Nachfrage noch stärker angekurbelt wird und natürliche Hörner noch schwerer aufzuspüren werden, sagte Nguyen Van Thai, Gründer von „Save Vietnam’s Wildlife“, dem Wochenmagazin „NewScientist“. Letztlich sei das Risiko bei nur noch wenigen überlebenden Nashörnern zu groß, dass Pembient den Tieren einen Bärendienst erweist.

Es ist schwer zu sagen, wer Recht behalten wird. 45 Prozent weniger Kunden für Wilderer klingt aber gar nicht so wenig. Unklar ist, wie Pembient an sie herangekommen ist. Ebenso, ob sie das künstliche Horn tatsächlich offen als künstlich verkaufen würden. Mag aber sein, dass sie es tun, schon wegen der Tierschutzgesetze – und wenn sie glaubhaft nachweisen können, dass ihr Produkt chemisch identisch mit dem Original ist. Generika funktionieren ja schließlich auch und kosten weniger als die Originalmittel.

Da alle bisherigen Versuche, Kunden etwa durch Aufklärung vom Kauf abzubringen, gescheitert sind, erscheint Pembients Idee durchaus einen Versuch wert. Wann wenn nicht jetzt, kurz vor dem vollständigen Ausrotten bestimmter Nashornarten, soll man etwas Neues versuchen? Das soll nicht heißen, dass man sich die Aufklärung ab jetzt sparen kann. Aber wenn der 3D-Druck dazu beitragen könnte, den Marktzugang für Wilderer zu erschweren, wäre das ein ziemlich großer Verdienst. Geht der Plan auf, will sich Pembient auch an der Duplizierung von anderen begehrten und verbotenen Produkten wie Elfenbein, Tigerknochen und den Hornschuppen von Schuppentieren versuchen. (vsz)