Microsoft Edge beerdigt proprietäre Internet-Explorer-Techniken

ActiveX, VML, VBScript und vieles mehr: Microsoft zieht in Windows 10 eine umfangreiche Liste von Internet-Explorer-Erbschaften aus dem Verkehr.

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Microsoft Edge beerdigt proprietäre Internet-Explorer-Techniken

(Bild: Screenshot)

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Von
  • Herbert Braun

Schon die ersten gesicherten Informationen, die über Microsofts neuen Browser Edge durchsickerten, ließen keinen Zweifel daran, dass Microsoft alte Zöpfe abschneiden will. Jetzt hat das Browser-Team die Streichliste veröffentlicht. Demnach wirft Edge mehr als 300 alte APIs hinaus, entledigt sich der alten Dokument-Modi und löscht 220.000 Zeilen Code. Im Gegenzug schreiben die Entwickler über 300.000 Zeilen neu, um endlich Anschluss an die Konkurrenz zu finden.

Eine der bekanntesten Techniken, die mit dem Internet Explorer vom Markt verschwinden werden, ist die Plug-in-Schnittstelle ActiveX. ActiveX war Microsofts proprietäre Alternative zu NPAPI, dessen Lebenszeit wegen des Bedeutungsverlusts von Plug-ins ebenfalls zu Ende geht.

Browser-Erweiterungen durch Browser Helper Objects (BHO) erlangten nie die Bedeutung der Erweiterungsschnittstellen von Firefox oder Chrome, die mit Techniken aus der Webentwicklung arbeiten. In Edge wird es offenbar eine ähnliche Erweiterungsschnittstelle geben – Details dazu soll es "bald" geben. Zusammen mit den BHOs verabschieden sich auch ExplorerBars.

VML war eine Vektorsprache, die sich früh von SVG abgespaltet hat und die nie besonders erfolgreich war. Gescheitert ist auch der Versuch, die Windows-Macro-Sprache VBScript als Alternative zu JavaScript zu etablieren, weshalb Edge deren Support nun beendet. Stolz verweist Microsoft in diesem Zusammenhang darauf, dass Edge bei der Implementierung von JavaScript-Neuerungen (ECMAScript 6) Chrome abgehängt hat und auch vor Firefox liegt.

Geschichte sind auch Active Documents, eine Technik, die beispielsweise erlaubte, Word-Dokumente innerhalb des Internet Explorer anzuzeigen. Internet Explorer unterstützte schon früh CSS-Filter mit Hilfe von DirectX, doch ist diese Technik im Zeitalter von CSS3 längst überholt.

Auf der Strecke bleiben diverse DOM-Erweiterungen, etwa attachEvent() oder currentStyle. Die jüngsten Opfer der Modernisierung dürften die in IE8 eingeführten Webslices und Accelerators sein. Andere alte Zöpfe wie die DHTML Behaviors und die BinaryBehaviors hatte Microsoft schon vor Edge abgeschnitten.

Von den gut 160 CSS-Eigenschaften mit -ms-Präfix verstehte Edge nur noch etwa jede zehnte. Dafür beugt sich Microsoft der Marktmacht der WebKit-Browser und interpretiert mehr als 90 -webkit-Eigenschaften – zumindest vorübergehend, denn wie bei Google ist man der Meinung, dass Vendor-Präfixe keine gute Idee waren und neue Features eher durch Browser-Flags erprobt werden sollten. Flags sind in Edge hinter der URL about:flags zugänglich.

Schließlich soll Edge keinen historischen Fundus von Dokument-Modi mehr mitschleppen, mit dem noch ein moderner Internet Explorer 11 so tun kann, als wäre er ein IE5 aus den 90er-Jahren. Damit ist auch Schluss mit Conditional Comments, deren Inhalt nur von bestimmten IE-Versionen interpretiert wird. Die vollständige Liste hat Microsoft auf GitHub publiziert. (axk)