"Der PC ist tot" - es lebe IBM?

Auch eine Strategie gegen mageres Umsatzwachstum: IBM-Vorstand Louis Gerstner schlägt einen Konfrontationskurs gegen die New Economy ein.

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Der Mann ist nicht zu beneiden: Immer wieder muss IBM-Vorstand Louis Gerstner rechtfertigen, warum Big Blue im dritten Quartal dieses Jahres ein spärliches Umsatzwachstum verzeichnete – so auch bei einer der halbjährlichen Konferenzen, die das Unternehmen für Börsenanalysten veranstaltet.
Ob all der unangenehmen Fragen nach dem im Vergleich zur gesamten IT-Branche (plus zehn Prozent) recht mageren Umsatzwachstum von drei Prozent bei IBM trat Gerstner mit einigen provokanten Aussagen die Flucht nach vorne an. Zwar gab er durchaus zu, aufgebracht über das mäßige Ergebnis zu sein, stellte jedoch klar: "Unser vorrangiges Ziel ist nicht Umsatzwachstum." Den Investoren hielt er vor, zu sehr auf die bloßen Umsatzzahlen fixiert zu sein und dabei das Wesentliche aus den Augen zu verlieren. "Einige von Ihnen begreifen nicht, dass wir eine sieben Jahre andauernde Übergangsphase bewältigt haben, indem wir uns auf Gewinne, Cash Flow und Marktanteile konzentriert haben." Mittlerweile sei es IBM gelungen, eine Mischung aus traditionellem und neuem Business anzubieten. "Ich sage es schon seit zwei Jahren: Der PC ist tot", unterstrich Gerstner den Sinn der Orientierung hin zu neuen Märkten. Andere Firmen der so genannten Old Economy hingegen würden erst jetzt anfangen, diesen Wechsel zu vollziehen.
Auch einen Seitenhieb auf so manch dem Dot.Com-Fieber verfallenen Analysten konnte sich Gerstner nicht verkneifen: "Ich habe Ihnen gesagt, dass die Startups wie Glühwürmchen vor dem Sturm seien." Für diese Aussage war er vor 18 Monaten verspottet worden. Jetzt setzt er noch eins drauf: Die Dot.coms seien "dot.toast" (toast: umgangssprachlich auch "erledigt"), meint Gerstner und ergänzt, dass "es keine New Economy gibt". Die Schlachten würden immer noch zwischen denselben Unternehmen geschlagen, aber das Hinzukommen des Internet sei mit der Einführung von Sprengstoff gleichzusetzen. Er verweist auf die Erfolge der IT-Beratungsfirma IBM Global Services, weltweit einer der größten Dienstleister im IT-Bereich, die in diesem Jahr noch einen Auftragsüberhang von 50 Prozent habe.
Andere IBM-Manager betonten ebenfalls IBMs Anstrengungen im Internet-Geschäft. IBM werde in den nächsten drei Jahren vier Milliarden US-Dollar investieren, um Web-Dienste für andere Unternehmen anzubieten. Dafür sollen neben den 25 bereits existierenden rund 50 neue Zentren entstehen.