Bislang nur geringe Ausfälle durch US-Telekom-Streik

Der Streik von inzwischen über 87.000 Beschäftigten des US-Telekomriesen geht heute in den fünften Tag.

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  • JĂĽrgen Kuri

Der Streik von inzwischen über 87.000 Beschäftigten des US-Telekomriesen Verizon geht heute in den fünften Tag. Die Standpunkte der beiden Gewerkschaften auf der einen und von Verizon auf der anderen Seite klaffen aber nach US-Berichten inzwischen wieder weiter auseinander: Eine Einigung sei noch nicht in Sicht, meint das Wall Street Journal. Die Communication Workers of America vertreten rund 72.000 Verizon-Angestellte, während die International Brotherhood of Electrical Workers für rund 15.000 Verizon-Mitarbeiter zuständig ist. Insgesamt rund 33 Prozent der Angestellten des Konzerns befinden sich momentan im Streik.

Die aus dem Zusammenschluss von Bell Atlantic und GTE entstandene Verizon Communications ist der größte Anbieter von lokalen Telefondiensten in den USA. Sie hat einen Umsatz von 60 Milliarden US-Dollar, insgesamt 260.000 Mitarbeiter, 95 Millionen Telefonanschlüsse und 25 Millionen Mobilfunkkunden. Die Gesellschaft verfügt auch über Hochgeschwindigkeits-Datennetze und ist in 40 Ländern in Nord- und Südamerika, Europa, Asien und im pazifischen Raum aktiv. Der Arbeitskampf um einen neuen Tarifvertrag und Gewerkschaftszugang zu neuen Telefondiensten betrifft 25 Millionen Kunden an der amerikanischen Ostküste.

Bislang aber sei es noch zu keinen größeren Ausfällen gekommen, hieß es bei Verizon. Am Mittwoch standen allerdings schon 82.000 Reparaturaufträge zur Erledigung an; an vergleichbaren Tagen seien es normalerweise rund 36.000. Die meisten der Kunden hätten während des Streiks bislang keine Störungen bei Telefondiensten und Internet-Zugang bemerkt. Ernsthafte Verzögerungen oder größere Ausfälle beim Telefon habe es bislang nicht gegeben, auch wenn kleinere Netzstörungen, laut Verizon durch Vandalismus verursacht, aufgetreten seien. Verizon machte bislang keine Angaben darüber, welche Kosten dem Konzern durch den Streik entstehen.

Die Streitpunkte bei den Verhandlungen zwischen den Parteien liegen momentan vor allem bei der Arbeitsplatzsicherheit, möglichen Wechseln von Mitarbeitern zwischen Verizon und der Mobilfunk-Tochter Verizon Wireless und der Arbeitszeit. Besonders die unbezahlten Überstunden seien ein entscheidender Punkt, an dem sich die Gewerkschaften und der Telekom-Konzern eher auseinanderbewegten, als dass eine Einigung in Sicht wäre, hieß es aus Verhandlungskreisen. Inzwischen gibt es allerdings Spekulationen, dass das US-Arbeitsministerium eingreifen und einen Schlichter einsetzen könnte, um den Streik noch vor dem Wochenende zu beenden: Immerhin beginnt am Montag im Los Angeles der Kongress der Demokraten, auf der Al Gore auf den Thron des demokratischen Präsidentschaftskandidaten gehoben werden soll. Da könnte ein Streik ausgerechnet im Hightech-Sektor von der Aufmerksamkeit für die Wahlkampagne ablenken, die sich die Demokraten von dem Kongress erhoffen. (jk)