Crypto Wars: Apple, Google und Co. protestieren gegen Hintertüren

In einem Brief an US-Präsident Barack Obama fordern IT-Unternehmen, Datenschützer, Sicherheitsforscher und Politiker ein Ende der Forderungen nach Hintertüren für Smartphones. Verschlüsselung müsse bedingungslos unterstützt werden.

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Crypto Wars: Apple, Google und Co. protestieren gegen Hintertüren
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IT-Unternehmen, Kryptologen und Politiker fordern von US-Präsident Barack Obama, sich gegen Hintertüren in Kommunikationsgeräten zu stellen. Es sei Zeit, dass er den "gefährlichen Vorschlägen zur absichtlichen Schwächung US-amerikanischer Produkte" ein Ende bereite, zitiert die Washington Post den Organisator des Briefs, der am heutigen Dienstag übersandt werden solle. Unterzeichnet sei er nicht nur von IT-Größen wie Apple und Google, sowie Sicherheitsforschern wie Ronald Rivest, sondern auch drei Mitgliedern des fünfköpfigen Gremiums das auf Anweisung des US-Präsidenten Vorschläge zur Reform der Überwachung gemacht hatte.

NSA-Skandal

Die NSA, der britische GCHQ und andere westliche Geheimdienste greifen in großem Umfang internationale Kommunikation ab, spionieren Unternehmen sowie staatliche Stellen aus und verpflichten Dienstleister im Geheimen zur Kooperation. Einzelheiten dazu hat Edward Snowden enthüllt.

"Starke Verschlüsselung ist ein Eckpfeiler der Sicherheit der modernen Informationsökonomie", schreiben die insgesamt 140 Unterzeichner demnach weiter. Sie reagieren damit auf Forderungen, Sicherheitsbehörden einen Zugang zu Smartphones und Mobilgeräten zu ermöglichen. Bei einer Geräteverschlüsselung, wie sie Apple und Google angekündigt hatten, könne ein Zweitschlüssel aufgeteilt und die Teile bei mehreren Institutionen hinterlegt werden, hatte etwa NSA-Chef Michael Rogers vor wenigen Wochen vorgeschlagen. FBI-Chef James Comey hat laut Washington Post erklärt: "Es gibt keinen Zweifel, dass wir alle leidenschaftlich an die Privatsphäre glauben, aber wir sollten uns auch leidenschaftlich um den Schutz unschuldiger Menschen sorgen."

Die Unterzeichner des Protestbriefs seien jedoch überzeugt, dass es nicht möglich ist, eine solche Hintertür zu konstruieren, die nicht auch Angreifern offen stünde. Verschlüsselung sollte voll unterstützt und nicht in irgendeiner Art untergraben, geschwächt oder angreifbar gemacht werden. Außerdem sei es keine rein nationale Angelegenheit. Denn wenn erst einmal US-Behörden eine Ausnahme erhielten, müsse die irgendwann auch den Briten, Israelis, den Chinesen und irgendwann den Nordkoreanern gewährt werden, meint RSA-Mitentwickler Ronald Rivest. Der Datenschützer Kevin Bankston, der den Brief organisiert hat, fordert deswegen: "Es ist Zeit, dass die USA die Welt in eine sicherere Zukunft führt und nicht in ein digitales Ökosystem, das von selbstverschuldeten Schwachstellen durchsetzt ist."

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(mho)