Webreportagen vom öffentlich-rechtlichen Hörfunk
Der Südwestrundfunk plant, in Zukunft regelmäßig Webreportagen durchzuführen: Nach Syrien ist jetzt Chile Gegenstand einer solchen zweiwöchtigen Reportage.
Der Südwestrundfunk (SWR) hat das Internet entdeckt – nicht nur als interaktive Programmzeitschrift mit dem obligatorischen Nachrichtenteil, sondern auch als Reportagemedium. Nachdem schon im Spätsommer die Reporterin Esther Saoub zwei Wochen mit Laptop, Datrekorder und Digitalkamera durch Syrien reiste und online berichtete, wird vom 20. November bis 4. Dezember die langjährige Südamerika-Korrespondentin des SWR, Gaby Weber, quer durch Chile touren und einmal täglich Texte, Bilder und O-Töne für das Internet liefern. Unter der Adresse www.swr2.de/chile soll man diese Berichte dann abrufen können, unter der E-Mail-Adresse chile@swr.de können Leser und Hörer aus aller Welt die Reporterin mit Fragen bombardieren.
Möglich und vor allem kostengünstig werden solche Reportagen durch die Ausbreitung der Internet-Infrastuktur. Während Saoub bei ihrer Reportage aus Syrien immer wieder Probleme hatte, einen Anschluss für die Übermittlung ihrer Daten nach Deutschland zu finden – vor allem die trotz Kompression immer noch umfangreichen Bild- und Ton-Dateien erfordern eine einigermaßen leistungsfähige Leitung –, erwartet Weber keine solche Schwierigkeiten. Detlef Clas, Leiter des Ressorts Bildung und Wissenschaft beim SWR2, berichtete gegenüber heise online, dass seine Reporterin einen Provider gefunden habe, über den sie sich auch vom Hotel aus ins Internet einwählen könne. Allerdings sind die Preise für solches Internet-by-Call in Chile noch ziemlich gesalzen: Weber rechnet mit rund zehn US-Dollar pro Online-Stunde. Aber verglichen mit dem Kosten, die man für die Satellitenübertragung der Daten tragen müsste, ist das sehr wenig.
Clas will solche Projekte in Zukunft regelmäßig durchführen und sucht dabei auch die Kooperation mit dem SWR-Fernsehen. Gemeinsam plane man den Aufbau eines Portals für Bildung und Wissenschaft im Internet, das man unter anderem durch multimedial ausgestattete Webreportagen interessant machen will. Aber natürlich wird man die Reportagen nicht nur aus dem Internet abrufen können. Aus dem Material von Weber will der SWR zwei Hörfunksendungen zusammenstellen, die im Februar und März des nächsten Jahres ausgestrahlt werden sollen. Man wird sie dann ganz altmodisch mit dem Radio empfangen können. (chr)