Windows-Fälschungen: Sechs Jahre Haft für “PC Fritz”-Chef

“PC Fritz” handelte nach Überzeugung des Gerichts mit gefälschten Windows-CDs. Einer der Drahtzieher wurde nun zu einer Haftstrafe verurteilt, die er jedoch vorerst nicht antreten muss. Ein weiterer Verdächtiger ist noch auf der Flucht.

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Windows-Fälschungen: Sechs Jahre Haft für “PC Fritz”-Chef

Wie bei diesen Office-Fakes (rechts/unten) hat Microsoft immer wieder mit gefälschten Produkten zu kämpfen.

(Bild: Microsoft)

Lesezeit: 3 Min.
Inhaltsverzeichnis

Im Prozess gegen die Verantwortlichen des betrügerischen Softwarehändlers “PC Fritz” ist einer der Hauptverdächtigen am Mittwoch zur einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Nachdem der 31-jährige Firat C. im März bereits wegen Steuerhinterziehung verurteilt worden war, erhöhte das Landgericht Halle die Haftstrafe wegen gewerbsmäßigem Betrug und Urheberrechtsverstößen auf nunmehr sechs Jahre und drei Monate. Die Staatsanwaltschaft hatte sechs Jahre und sechs Monate gefordert, die Verteidigung auf sechs Jahre plädiert, wie ein Gerichtssprecher gegenüber heise online bestätigte.

Microsoft begrüßte das Urteil. Die hohe Haftstrafe unterstreiche, dass der Handel mit Software-Fälschungen kein Kavaliersdelikt sei, erklärte ein Unternehmenssprecher gegenüber heise online. PC Fritz hatte unter anderem Windows-Betriebssysteme zu stark reduzierten Preisen angeboten. Das Unternehmen hatte dabei stets behauptet, es handle sich um originale Recovery-DVDs und OEM-Lizenzen von PC-Herstellern wie Dell. Der Handel mit solchen OEM-Lizenzen ist grundsätzlich nicht illegal.

Doch handelte es sich bei den Datenträgern und Lizenzaufklebern bisherigen Erkenntnissen zufolge um Fälschungen, die im osteuropäischen Ausland industriell hergestellt wurden. Laut Gericht haben die Angeklagten damit zwischen November 2012 und April 2014 insgesamt mehr als 9,3 Millionen Euro eingenommen.

Strohmann oder Initiator? Ex-Geschäftsführer Maik Mahlow sagt, er war nur Marionette.

(Bild: PC Fritz)

Im September 2013 hatten die Behörden Räumlichkeiten des Unternehmens durchsucht. Dabei wurden Unterlagen und rund 170.000 Datenträger beschlagnahmt, bei denen es sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft "durchweg um Fälschungen" handelte. Danach sollen die PC-Fritzen versucht haben, in einem Presswerk in der Ukraine 1,5 Millionen Windows-DVDs herstellen zu lassen – mit einem Auftragsschreiben mit gefälschtem Briefkopf und veraltetem Microsoft-Logo. Firat C. und zwei Mitarbeiter waren schließlich im April 2014 verhaftet worden. Der ebenfalls verdächtige Reiko O. hat sich in die Ukraine abgesetzt.

Das Gesicht von PC Fritz war der gebürtige Hallenser Maik Mahlow. Das Unternehmen hatte kräftig die Werbetrommel gerührt: Der kahlköpfige Mahlow, umgeben von Z-Promis, war mit seiner rührigen Geschichte des krebskranken Selfmade-Millionärs und Party-Königs in allen Klatschblättern. Inzwischen weiß man, dass das alles nur Fassade war. Nach Mahlows Verhaftung im Mai vergangenen Jahres hatte er umfassend ausgesagt und Firat C. schwer belastet. Demnach war C. eine der treibenden Kräfte hinter PC Fritz und Mahlow nur ein Strohmann.

Das Verfahren gegen Mahlow, der im Zeugenschutz ist, und weitere Mittäter läuft noch. Unterdessen bleibt Firat C. auf freiem Fuß, der Vollzug des Haftbefehls bleibt vorerst ausgesetzt. Laut einem Bericht von crn.de wurde eine Kaution in Höhe von 500.000 Euro hinterlegt. Das Urteil gegen ihn ist noch nicht rechtskräftig.

Siehe dazu auch:

  • Hotline-Tipp der c't: Hinweise zum Kauf gebrauchter Windows-Lizenzen

(vbr)