Android M: Testbedarf für alte Apps, weitere Neuerungen

Zwei Mitglieder der Android-Teams verrieten noch mehr über Android M. Die neue Rechtekontrolle betrifft auch alte Apps, weshalb Entwickler sie testen sollten. Mehr Daten werden gesichert, und Musik soll höher aufgelöst werden.

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Dan Sandler

Googler Dan Sandler weist Android-Entwicklern den Weg.

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

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Googles Android-Team ruft alle Entwickler auf, ihre Apps unter den Android-M-Previews zu testen. Das gilt auch für alte Programme, für die gegenwärtig keine neuen Versionen geplant sind. Denn die neue Rechtevergabe wird auch jene Apps treffen, die beim Upgrade eines Geräts bereits installiert sind. "Developer müssen auch bestehende Apps in Android M testen", sagte Chet Haase vom Android-Team am Nachmittag des ersten I/O-Tages, "Was passiert (mit Ihrer App), wenn ihr Rechte entzogen werden?" In der neuen Rechteverwaltung werden die Nutzer für jede App festlegen können, was sie darf und was nicht. Auch nachträglich.

Chet Haases strichlierte Linie im Fahrplan für Android M ist "ausreichend wage", um nichts festzulegen.

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Außerdem ist Google auf Rückmeldungen über Bugs angewiesen, um Android M fertigstellen zu können. Mindestens zwei weitere Previews auf Android M wird es bis in den Sommer geben. Danach werde unbestimmte Zeit bis zum fertigen Release vergehen. Das haben Haase und sein Kollege Dan Sandler mitgeteilt. Einen konkreten Zeitpunkt für den Release von Android M wollten sie bewusst nicht nennen.

Den ultimativen Rechteentzug, nämlich das Löschen vorinstallierter Apps, wird es ohne Rootrechte weiterhin nicht geben. Es bleibt nur die Deaktivierung der ungewollten Software. Allerdings versuche Google auf die Hersteller einzuwirken, solchen Ballast zu reduzieren, sagte Haase zu heise online. Löschen würde sowieso nichts bringen, zumal diese Apps meist in speziellen Partitionen gespeichert seien. Der User gewinne beim Löschen daher keinen nutzbaren Speicherplatz zurück.

Google I/O 2015

App-Entwickler sollen sich auch überlegen, welche Daten aus ihren Apps bei einem Backup gesichert werden sollen. Unter Android M werden grundsätzlich alle App-Daten regelmäßig auf Google-Server kopiert. Die App-Autoren müssen Opt-Outs einprogrammieren, sollten sie bestimmte Informationen vom Backup ausnehmen wollen.

Zu den Neuerungen gehört auch eine standardisierte Einbindung von Fingerabdruckscannern. In diesem Zusammenhang wurden zwei neue API vorgesehen. Eine dient unmittelbar dem Aufruf des Scanners. Die andere ruft hingegen den Sperrbildschirm auf, so dass der User die dafür eingestellte Authentifizierungsmethode ausführen muss. Das kann ein Fingerabdruck, ein Muster, ein Passwort oder auch Gesichtserkennung sein.

Auch im Musikbereich gibt es Veränderungen. Zum Einen soll die Einbindung von MIDI-Geräten vereinfacht werden. Nutzdaten und Anweisungen zwischen MIDI-Gerät und Android sollen in beide Richtungen laufen können.

Zum Anderen wird Android M Ton in höherer Auflösung bis zu 96 KHz unterstützen. Zudem soll ein Multikanal-Tonsignal auch über USB ausgegeben werden können. Derzeit ist man dafür auf HDMI angewiesen.

Besonderes Interesse rufen die neuen Ansätze zur Reduktion des Stromverbrauchs hervor. Der Doze-Mode war schon in der Keynote besprochen worden: In diesem Status werden die Abstände zwischen regelmäßigen Datenverbindungen im Hintergrund mit der Zeit immer länger. Erst wenn eine als besonders wichtig gekennzeichnete Nachricht eintrifft, oder aber das Gerät bewegt, benutzt oder geladen wird, endet der Doze-Modus. Dafür mag es dann ein bisschen dauern, bis alle Daten auf den neuesten Stand gebracht worden sind.

Allerdings muss der Datenaustausch über Google Cloud Messaging (GCM) laufen, damit Doze hinhaut. Apps, die ein eigenes Socket für Datenverbindungen öffnen, werden weiterhin Strom fressen.

Sandler und Haase erwähnten noch zwei weitere Stromsparmethoden: Apps, die über längere Zeit nicht benutzt werden, werden in einen "Standby"-Modus versetzt. Damit geht der Verlust der Datenverbindung einher. Das spart Datenvolumen und damit auch Strom. "Längere Zeit" dürfte hier "mehrere Tage" bedeuten. Und speziell für Taschenlampen-Apps interessant ist die neue Möglichkeit, LED-Leuchten zu benutzen, ohne die gesamte Kamera aktivieren zu müssen. Derzeit ist das noch erforderlich, was zu unnötigem Stromverbrauch führt.

Dan Sandler freut sich über die neuen Features in Android M.

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Dazu kommen noch eine ganze Reihe kleinerer Änderungen. Dazu gehört etwa eine neue API für Sprachinteraktionen, bessere Unterstützung für Bluetooth-Stylus, Veränderungen bei der Ausgabe von Grafik und anderen Medien, neue Möglichkeiten für Textlayouts, ein neues Modell für Links zwischen Apps und Webseiten, zusätzliche Funktionen bei User Interfaces, Unterstützung für neue Gesten, oder eine Android Design Support Library.

Ebenfalls eingeführt werden neue Möglichkeiten der Verarbeitung von Text, etwa für das Vorlesen, Übersetzen oder Ersetzen von Worten und Wortfolgen. Und die Icons in Benachrichtigungen werden in Android M auch aus frisch gezeichneten Bitmaps bestehen können. Derzeit müssen alle möglichen Icons schon im Voraus mitgeliefert werden, auch wenn sie vielleicht nie gebraucht werden. Als Beispiel diente den Rednern eine Wetter-App, die Kombinationen aus Temperaturangaben mit Symbolen für wolkig, heiter, regnerisch, etc. verwendet. Dafür Tausende Bildchen in die App zu packen soll mit Android M überflüssig werden.

Haase hat übrigens der mit der Veröffentlichung eines Leitfadens für bessere Apps begonnen. (ds)