Amazon-Partner: Manchmal ist Altes besser...

Amazons Partner aus der E-Commerce-Branche leiden unter hohen Verlusten, Kooperationen mit Firmen der Old Economy erscheinen dagegen vielversprechend.

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Von
  • Christian Rabanus

Mit einem ausgedehnten Netzwerk von Partnerschaften hat der Online-Shop Amazon seit dem letzten Jahr seine Angebotspalette erweitert. Seit März 1999 hat er im Rahmen von strategischen Partnerschaften in neun börsennotierte und sechs nicht-börsennotierte E-Commerce-Unternehmen größere Summen investiert und damit Teile seines Geschäfts quasi ausgelagert. Für Amazons Partner hat das den Vorteil, dass sie von dem enormen Kundenpotential des weltgrößten Online-Retailers profitieren können; Amazon selbst kommt damit seinem Ziel näher, über seine Seiten praktisch alles zur Bestellung anbieten zu können. Außerdem läßt sich Amazon die Verlinkung seiner Partner gut bezahlen.

So beinhaltet beispielsweise die Vereinbarung, die Amazon im Januar mit dem Online-Verkäufer Drugstore.com abgeschlossen hat, einerseits die Zusage eines Investments Amazons in Höhe von 30 Millionen US-Dollar in das Unternehmens des Verkäufers von Gesundheits- und Pflegeprodukten und die direkte Verlinkung von Drugstore.com, andererseits die Zusicherung eines Rückflusses von 105 Millionen US-Dollar von Drugstore.com zu Amazon innerhalb der Jahre 2000 bis 2002. Nach dem gleichen Muster hat Amazon beispielsweise Verträge mit Audible.com und Greenlight.com abgeschlossen.

Mit der Ausnahme des Partnerschaftsvertrages mit Toys'R'Us, der erst im August dieses Jahres zustande kam, stammen die Kooperationsvereinbarungen aus dem letzten Jahr und aus den ersten vier Monaten dieses Jahres, aus einer Zeit also, in der Unternehmen des E-Commerce bei den Investoren noch sehr beliebt waren. Von seiner starken Marktposition aus war es Amazon damals möglich, sehr vorteilhafte Deals abzuschliessen, die seine Vertragspartner zu Zahlungen über mehrere Jahre hinweg – in den meisten Kooperationsvereinbarungen sind Zahlungen über drei bis fünf Jahres vorgesehen – verpflichteten. Im letzten Quartal sorgten diese Zahlungen dafür, dass Amazons Gewinnmarge aus dem Verkäufen 26,2 Prozent betrug, ohne die Zahlungen der Partner hätte sie nur bei 23,7 Prozent gelegen. Freilich brachten auch die Verträge mit den Beteibergesellschaften anderer Online-Shops Amazon nicht in die Gewinnzone.

Die Hoffnung auf schnelle Gewinne ist in der Branche mittlerweile verflogen, die Aktienkurse der börsennotierten Unternehmen des E-Commerce, einschließlich derjenigen von Amazon selbst, sind in den Keller gegangen. So manche Kooperationspartner des Online-Retailers haben sogar schon dicht gemacht: Living.com, Amazon-Partner seit Januar 2000, war Ende August brankrott, Pets.com, mit dem Amazon seit März 1999 kooperierte, schloss gestern seine virtuellen Tore. Aber auch an vielen der anderen Partner von Amazon, die noch im Geschäft sind, sind die schwierigen letzten Monate nicht spurlos vorüber gegangen. Viele mussten, wie Amazon ja auch schon im Januar dieses Jahres, Teile der Belegschaft entlassen.

Sollten noch mehr von Amazons Partnern eingehen, wäre zwar das Ausbleiben der vertraglich zugesicherten Zahlungen für den Online-Retailer schmerzhaft, der Verlust hielte sich aber dennoch in Grenzen. In den Zeiten boomender Kurse konnte Amazon seine Investments gut mit eigenen Aktien bezahlen – in der Hochzeit kosteten seine Wertpapiere 113 US-Dollar, während sie am gestrigen Donnerstag bei 33,86 US-Dollar schlossen. Die Umarmungsstrategie ersparte dem E-Commerce-Unternehmen zudem viel Geld, das er beim Eintritt in neue Marktsegmente zum Erobern von Marktanteilen hätte ausgeben müssen. Durch die Strategie der Partnerschaften konnte sich Amazon zudem eines schon etablierten Namens mitsamt Kundschaft erfreuen.

Vor allem darin dürfte auch der Wert der Vereinbarung mit Toys'R'Us liegen. Im Gegenteil zu den meisten anderen Partnerschaften sind hier beide Vertragspartner auf gleichem Level. Toys'R'Us als Unternehmen der Old Economy hat zwar an der Börse nur etwa ein Drittel der Marktkapitalisierung von Amazon, setzte aber in seinem zweiten Geschäftsquartal 2000 rund viermal soviel um, nämlich knapp zwei Milliarden US-Dollar, und machte dabei rund drei Millionen US-Dollar Gewinn – was allerdings sehr viel weniger als in den vorhergehenden Quartalen war. Für den Spielzeugverkäufer ist die Kundenzahl von Amazon sehr interessant, außerdem kann es sich durch die Kooperation mit dem Online-Retailer gut im Internet positionieren. Und Amazon hat in Toys'R'Us einen verläßlichen und vor allem wirtschaftlich gesunden Partner. (chr)