ICANN wählt Online-Wahlprovider
Die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers greift für die Wahl der fünf Regionaldirektoren auf die Dienste von Election.com zurück.
Die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) greift für die Wahl der fünf Regionaldirektoren in der Zeit von 1. bis 10. Oktober auf die Dienste von Election.com zurück. Der Online-Wahl-Provider aus den USA hatte erst kürzlich Al Gore die ersten Online-Stimmen bei Vorwahlen im Rahmen der Nominierung des demokratischen Präsidentschaftskandidaten eingebracht.
"Es ist ICANNs erste Online-Wahl, daher brauchen wir ein Unternehmen, das die Fälschungssicherheit bei der Stimmabgabe garantieren kann und Erfahrung mit einer disparaten, globalen Mitgliederschaft hat", begründete ICANNs Vorsitzende Esther Dyson die Wahl. Nach den vielen Schwierigkeiten in der Registrierungsphase, in der ICANNs At-Large-Server dem Ansturm der ursprünglich über 150.000 Wähler nicht gewachsen war, hofft man damit auf einen geregelten Ablauf der Wahl. Noch rund 76.000 Wähler wollen mit von der Partie sein, wenn die Regionen Nordamerika, Lateinamerika, Afrika, Asien/Pazifik und Europa je einen Direktor in das 19köpfige Board der privaten Domain-Wächter wählen.
Gewählt werden kann, so verspricht Election.com, in mehreren Sprachen und rund um die Uhr. ICANN hat sich bereits zuvor für ein in Deutschland bisher nicht praktiziertes Wahlsystem entschieden: ein sogenanntes "Vorzugswahlsystem" (preferential voting system). Jeder Wähler kann beliebig viele der antretenden Kandidaten auf die Plätze eins bis sieben setzen. Erhält bei der ersten Auszählung kein Kandidat über fünfzig Prozent der abgegebenen Stimmen, wird der Konkurrent mit den wenigsten Stimmen gestrichen. Die Wähler des Verlierers werden dann mit ihrer Zweitstimme berücksichtigt und es wird neu ausgezählt. Dieses Verfahren wird solange wiederholt, bis ein Kandidat die absolute Mehrheit erreicht hat.
Ein Treffen aller sieben europäischen Kandidaten wird es wohl nicht geben. Die Bertelsmann Stiftung hatte einen diesbezüglichen Plan wegen mangelnder Bereitschaft von Kandidatenseite wieder gekippt, so ein Mitarbeiter der Stiftung. Nur Olivier Muron und Jeanette Hofmann hätten sich ohne Einschränkung an einer möglichen "Gütersloher Runde" beteiligen wollen.
Einen deutschen ICANN-Direktor gibt es allerdings inzwischen schon, wie heute ICANNChannel meldete. Bei den Wahlen der sogenannten Supporting Organizations der ICANN, die in den vergangenen Wochen je einen ihrer jeweils drei Vertreter für das Direktorium gewählt haben, wurde in der Protocol Supporting Organization (PSO) der Siemens-Mitarbeiter Helmut Schink gewählt. Er wird für drei Jahre dem Direktorium der ICANN angehören. (Monika Ermert) (chr)