Telefonica-Boss Villalonga in Bedrängnis

Bis vor kurzem war Juan Villalonga, Chef des spanischen Telekom-Riesen Telefonica, noch der Sonnyboy der spanischen Wirtschaft.

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  • Hubert Kahl
  • dpa

Bis vor kurzem war Juan Villalonga, Chef des spanischen Telekom-Riesen Telefonica, noch der Sonnyboy der spanischen Wirtschaft. An der Spitze des Konzerns eilte der smarte Manager von einem Erfolg zum anderen. Nichts schien den Siegeszug von Spaniens mächtigstem Firmenchef stoppen zu können. So kaufte Telefonica den holländischen Unterhaltungskonzern Endemol, unter anderem für die Container-Soap Big Brother verantwortlich; und die Telefonica-Tochter fürs Internet, Terra, fusionierte mit dem Internet-Portal Lycos. Nun bläst dem 47-jährigen Konzernchef der Wind zunehmend ins Gesicht. Manche fragen sich bereits, wie lange er sich noch an der Spitze des größten spanischen Unternehmens halten wird.

Der Telefonica-Präsident geriet in Bedrängnis, seit die Zeitung El Mundo ihm kürzlich Insidergeschäfte zur Last legte. Die Börsenaufsicht leitete eine Untersuchung ein. Die Affäre könnte schwer wiegende Folgen für die mehr als 1,5 Millionen Telefonica-Aktionäre haben. Die Aktienkurse sanken innerhalb von vier Tagen um 11,3 Prozent; der Konzern verlor 16 Milliarden Mark (1,4 Billionen Pesetas) an Börsenwert. Heute erholten sich die Kurse allerdings wieder ein wenig.

Bei der Affäre geht es um ein privates Geschäft von Villalonga, der Anfang 1998 Optionen auf Telefonica-Aktien erworben hatte. Nach Darstellung der Zeitung nutzte er dabei sein Insiderwissen von den anstehenden Allianz-Verhandlungen mit dem US-Konzern MCI-WorldCom. Telefonica betonte demgegenüber, von Insidergeschäften könne keine Rede sein. Das Aktiengeschäft sei vor Beginn der Verhandlungen abgewickelt worden. Hinter den Vorwürfen verberge sich eine "Kampagne", die auf den Sturz des Firmenchefs abziele, argwöhnt das Unternehmen.

Der Telefonica-Präsident scheint in der Tat mächtige Feinde zu haben. Einer davon, so wird in Spanien spekuliert, könnte Ministerpräsident Jose Maria Aznar sein – ausgerechnet derjenige, der seinem Ex-Schulfreund Villalonga dereinst zum Präsidentenamt bei dem früheren Staatsunternehmen verholfen hatte. Aber mit der Freundschaft zwischen Aznar und Villalonga scheint es vorbei zu sein. Im Mai ließ Aznar eine Fusion der Telefonica mit dem niederländischen Konzern KPN an seinem Veto scheitern. Er pochte auch darauf, dass das Aktiengeschäft Villalongas näher untersucht wird. Die Affäre war – bezeichnenderweise – von einer Zeitung enthüllt worden, deren Chefredakteur Pedro J. Ramirez dem Ministerpräsidenten nahe steht.

Weshalb die Freundschaft zwischen Aznar und Villalonga in die Brüche ging, ist nicht so ganz klar. Anscheinend spielten dabei auch persönliche Faktoren eine Rolle. Aznar und seine Ehefrau Ana Botella sollen es dem Telefonica-Chef übel genommen haben, dass dieser sich scheiden ließ und eine Liaison mit der Witwe eines mexikanischen Medienmoguls einging. Nach Angaben der Presse trug Aznars Frau wesentlich dazu bei, dass die Beziehungen zwischen dem Regierungschef und dem Firmen-Boss sich abkühlten. Ana Botella gilt als eine enge Freundin von Villalongas früherer Gattin. (Hubert Kahl, dpa) / (jk)