Städtetag kritisiert ISO-Norm für Smart Cities

Smart Cities gelten als Zukunft des urbanen Raums. Nun warnt der Deutsche Städtetag vor einer Entwicklung "ohne demokratische Meinungsbildungsprozesse".

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Es ist nicht alles smart, was leuchtet

(Bild: Sungjin Kim/Getty Images)

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Von
  • Veronika Szentpetery-Kessler

In Europa wächst die Skepsis gegenüber der smarten Aufrüstung der Städte. So äußert der Deutsche Städtetag – für technische Neuerungen sonst immer aufgeschlossen – Vorbehalte gegen die Smart-City-Konzepte. "Was uns die Industrie anbietet, ist in der Regel nicht unbedingt maßgeschneidert", moniert Hilmar von Lojewski, Leiter des Dezernats Stadtentwicklung, Bauen, Wohnen und Verkehr beim Deutschen Städtetag. Das schreibt Technology Review in seiner aktuellen Juni-Ausgabe (am Kiosk und im Heise Shop erhältlich).

Stadtplaner wie von Lojewski fürchten ein digitales Korsett für den urbanen Raum. Wie berechtigt die Bedenken sind, zeigen Bestrebungen, die Gesamtvision Smart City in eine Norm zu pressen. Derzeit erarbeitet die Internationale Organisation für Normung gerade die ISO 37120. Sie soll festlegen, wie eine Smart City zu organisieren ist. Damit würde ein ganzes Stadtkonzept standardisiert, ein völlig neuer Vorgang.

"Eine intelligente Stadt zu normieren heißt, alles über einen Kamm zu scheren, ohne demokratischen Meinungsbildungsprozess, ohne Bürgerbeteiligung, ohne qualitative Aspekte", kritisiert von Lojewski. "Diese ISO-Norm tendiert dazu, ein komplettes Eigenleben zu führen, bar jeder demokratischen Kontrolle." Sie sei zum einen industriegetrieben. Hinzu komme, dass asiatische Bewerber dabei seien, das ISO-Gremium zu dominieren. Wieder könnte passieren, was schon in der ersten Hälfte des Jahrhunderts geschah: dass Städte für Technologien geplant werden, nicht für Menschen.

Mehr dazu in der aktuellen Ausgabe von Technology Review (im Heise-Shop erhältlich):

(vsz)