Nur ein Song zum Download statt der versprochenen CD

Die Band Offspring gibt dem Druck ihrer Plattenfirma Columbia Records nach.

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Von
  • Florian Rötzer

Die positiv zu Napster stehende kalifornische Band The Offspring hatte vor zwei Wochen groß angekündigt, zunächst am 29. 9. ihre neue Single und dann das ganze Album zum kostenlosen Herunterladen ins Netz zu stellen, bevor die CD im November in den Handel kommt. Die Band steht bei Columbia Records (Sony Music) unter Vertrag. Sony Music kam die angekündigte Initiative von Offspring natürlich gar nicht Recht, steht man doch zusammen mit den anderen großen Plattenfirmen gerade im Rechtsstreit mit Napster. Ausgerechnet am 2. Oktober, also kurz nach der geplanten Aktion von Offspring, findet die nächste Verhandlung statt. Die Plattenfirmen - und manche Musiker wie Dr. Dre oder Metallica, die sich ihrem Kampf gegen Napster angeschlossen haben - argumentieren vor allem, dass Napster das Copyright systematisch verletzt, weil es den Nutzern ermöglicht, urheberrechtlich geschützte Songs kostenlos herunterzuladen, wodurch die Musiker und die Plattenfirmen finanzielle Verluste erleiden würden.

GroĂźen Erfolg hatte Offspring 1998 mit ihrer Single "Pretty Fly", die aus dem Internet kostenlos heruntergeladen werden konnte. Die Band wollte dies ursprĂĽnglich auf ihrer Website anbieten, aber auch schon damals legte sich Sony quer. Mit 22 Millionen Downloads stellte man jedoch trotzdem einen Rekord auf, die CD wurde mit 10 Millionen Mal gut verkauft.

Jim Guerinot, der Manager der Band, sagte am Montag, die Band habe sich mit der Plattenfirma geeinigt und werde nun nicht mehr ihre ganze CD "Conspiracy of One" ins Netz stellen, sondern nur noch einen Song. Sony Music hatte angedroht, rechtliche Schritte gegen Offspring einzuleiten, um das kostenlose Herunterladen zu verhindern. Durch einen Prozess wäre das Erscheinen der CD verzögert worden, aber auch die zum Erscheinen geplante Tour hätte abgesagt werden müssen.

Damit scheint Sony zufrieden zu sein, und die Band muss nun versuchen, mit diesem Kompromiss ihr Gesicht zu wahren. Ein Sprecher von Columbia Records zeigte sich über die Lösung sehr erfreut, da sie "die Integrität der kreativen Ideen der Band unterstützt und es ihnen ermöglicht, mit ihrer Werbekampagne fortzufahren." Überdies darf angeblich Sony auch die Emailadressen mit benutzen, die man mit der ursprünglich geplanten Aktion sammeln wollte.

Wer sich Songs herunterladen will, so die ursprüngliche Absicht der Band, die auch mit dem verbliebenen Angebot von nur einem Songs als "kreative Idee" aufrechterhalten wird, muss seine Emailadresse angeben. Um dies schmackhaft zu machen und möglichst viele Menschen auf die Website zu locken, wurde von der Band angekündigt, dass jemand zufällig ausgewählt wird und eine Million Dollar gewinnt, die von der Band selbst dafür gestiftet wird. Das Geld käme von den Fans, und es sei doch "cool", es ihnen so wieder zurück zu leiten.

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