Vodafone bestätigt Gespräche mit Liberty Global

Eine Fusion soll es nicht werden, doch spricht der britische Mobilfunkkonzern mit dem US-Kabelriesen über den Austausch bestimmter Unternehmensteile. Es dürfte dabei um Kabel Deutschland gehen.

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Vodafone bestätigt Gespräche mit Liberty Global
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Der britische Telekommunikationskonzern Vodafone spricht mit dem US-Kabelriesen Liberty Global "über den Austausch ausgewählter Unternehmensteile". Eine Fusion der zwei Konzerne stehe aber nicht zur Debatte, teilte Vodafone am Freitag mit und wies damit entsprechende Gerüchte zurück.

Spekulationen über mögliche Verhandlungen zwischen den beiden Konzernen hatte es bereits Ende 2014 gegeben. Damals hieß es, Vodafone prüfe die Voraussetzungen für eine Fusion mit Liberty Global. Dabei ging es um finanzielle und kartellrechtliche Hürden sowie die Bereitschaft der Investoren, einen möglichen Deal über einen Aktientausch zu stemmen.

Dem US-Riesen Liberty Global gehören Kabelnetzbetreiber in verschiedenen Ländern, darunter Unitymedia und KabelBW in Deutschland sowie Kabelnetze in Großbritannien und den Niederlanden. Vodafone hat in Großbritannien kein eigenes Festnetz, besitzt aber den deutschen Branchenführer Kabel Deutschland.

Kabel Deutschland spielt in den zwei wahrscheinlichen Szenarien, die in der englischen Presse durchgespielt werden, jeweils eine Hauptrolle. Zwar spricht Vodafone davon, dass noch nicht sicher sei, welche Unternehmensteile getauscht werden könnten, doch steht der deutsche Kabelriese offenbar im Fokus der Verhandlungen. Es gehe um einen Tausch Deutschland gegen Großbritannien, zitiert die Nachrichtenagentur Reuters einen Banker.

Einerseits gibt das Szenario, dass Kabel Deutschland – auch zusammen mit dem gesamten Deutschlandgeschäft von Vodafone – in den Besitz von Liberty Global wechselt. Der US-Riese gibt im Gegenzug den britischen Kabelnetzbetreiber Virgin Media an Vodafone ab. Eine weitere, auch von anderen Medien beschriebene Möglichkeit ist, dass Liberty seine deutschen Kabeltöchter an Vodafone abgibt und dafür dessen britisches Geschäft sowie eine Tochter in den Niederlanden erhält.

Vodafone steht auf seinem Heimatmarkt unter Druck. Nach der Übernahme des Mobilfunkmarktführers EE durch den Festnetzriesen BT und der Fusion von O2 und Three sieht sich Vodafone in Großbritannien neuen Riesen gegenüber. Nun sieht es so aus, dass Vodafone das gerade erst zur Stützung des Festnetzgeschäfts in Deutschland eingekaufte KD für ein eigenes Festnetz auf der Insel opfern könnte.

US-Kabelmogul John Malone, der Liberty Global kontrolliert, hatte vor kurzem gesagt, dass Vodafone ideal zu seinem Unternehmen passen würde. Vor allem in Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden würden sich die Kabelgeschäfte ideal ergänzen. Malone, der sein Imperium mit amerikanischen Kabelnetzen aufgebaut hatte, hatte zuletzt den US-Anbieter Time Warner Cable übernommen.

Der erneute Eigentümerwechsel bei Kabel Deutschland dürfte allerdings nicht ganz reibungslos über die Bühne gehen. Analysten erwarten den Berichten zufolge "ernste Probleme mit den Regulierungsbehörden" in Deutschland und Großbritannien. Das Bundeskartellamt wird ein Auge darauf haben, sollte sich Liberty Global nun auch noch den Marktführer einverleiben.

Update 23:30 Uhr: Präzisierung der verschiedenen Übernahmeszenarien im fünften Absatz. (vbr)