IKEA hackt sich selbst. Ein bisschen.
Warum nicht gleich so? 2014 hat Ikea die Blog-Seite Ikeahackers.net noch abgemahnt. Jetzt greift das schwedische Möbelhaus die Idee selber auf.
- Veronika Szentpetery-Kessler
Warum nicht gleich so? 2014 hat Ikea die Blog-Seite Ikeahackers.net noch abgemahnt. Jetzt greift das schwedische Möbelhaus die Idee selber auf.
Es hat etwas gedauert, bis Ikea mit der Idee warm wurde. Doch möglicherweise ist es bald soweit: Das schwedische Möbelhaus könnte künftig ergänzende Hacker-Kits zu seinen Möbel anbieten. Zugegeben ist das Beispiel, das das Unternehmen jüngst auf seinem jährlich stattfindenden Democratic Design Day vorgestellt hat, noch ein bisschen dünn: Wer will, könnte den Frosta-Hocker mit einer etwas windig aussehenden Lehne ausstatten, die aus zwei Holzelementen und einem dazwischen aufgespannten Tuch besteht. Aber der Gedanke zählt.
Letztes Jahr hatte Ikea noch recht verspannt darauf reagiert, dass die in Malaysia lebende Bloggerin Jules Yap mit ihrer Webseite Ikeahackers.net Geld verdient. Auf der Seite können Fans Anleitungen zu zweckentfremdet zusammengebauten oder sogar hybridisierten Möbeln posten und sich selbst Ideen holen. Yap verdiente an Werbebannern für andere Möbelanbieter, was der Hauptgrund für Ikeas Verärgerung gewesen sein dürfte. Als das Möbelhaus die Bannergeschichte spitz kriegte, versuchte es zuerst, Yap zur freiwilligen Aufgabe der Domain zu bewegen, wie diese in ihrem Blog berichtete. Für den Fall, dass sie sich weigerte, drohte das Möbelhaus rechtliche Schritte an. Nach massiven Fan-Protesten allerdings pfiff Ikea seine Anwälte zurück.
Yaps Blog ist auch längst nicht mehr die einzige Homepage mit schwedischen Möbel-Hacks. Und auch die Bastler des Online-Marktplatzes Etsy haben die Idee weiterentwickelt. Sie verkaufen maßgeschneiderte Tausch-Elemente für die Möbel, die man im Original-Warenhaus gar nicht bekommt: von alternativen Schrankbeinen über Wickelaufsätze für Kommoden bis hin zu modischen Überzügen für Sessel und Babystühle. Wenn sie nicht gleich die aufgemotzten Möbel weiterverkaufen.
Ich verstehe bis heute nicht, warum das Unternehmen nicht längst auf alle diese pfiffigen Webseiten verlinkt und so seinen Verkauf ankurbelt. Selbst wenn die Nutzer beim Hacken zu fremden Möbelelementen greifen, dürften sie immer noch genug Produkte kaufen, die sie sonst vielleicht gar nicht erstanden hätten. Um aber mit den eigenen Hack-Kits wirklich Geld zu verdienen, wird sich Ikea noch ein wenig mehr einfallen lassen müssen. Das Frosta-Beispiel haut einen wirklich noch nicht vom, verzeihen Sie den Kalauer, Hocker. (vsz)