Skepsis beim Online-Shopping bleibt

Feines Essen, modische Kleidung, Versicherungen, Reisen – das Internet bietet ungeahnte Einkaufsmöglichkeiten. Und das rund um die Uhr. Doch der Schein trügt.

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Von
  • Susanne Wächter
  • gms

Feines Essen, modische Kleidung, Versicherungen, Reisen – das Internet bietet ungeahnte Einkaufsmöglichkeiten. Und das rund um die Uhr. Doch der Schein trügt. "Gerade beim Thema E-Commerce vergeht kaum ein Tag ohne Hiobsbotschaften: Immer wieder kommt es zum Datenklau via Internet. Kreditkartennummern werden gestohlen, und auch der Online-Bankraub ist keine Ausnahme", warnt etwa die Stiftung Warentest in Berlin.

Dabei gewinnt das Internet hier zu Lande stetig an Attraktivität. Zwar liegt Deutschland nach einer Studie des Marktforschungsinstituts Infratest Burke in München im weltweiten Vergleich gerade mal im Mittelfeld, doch hat sich die Zahl der User zwischen 1997 und 2000 von 4,1 auf 18,3 Millionen mehr als vervierfacht. Auch viele Dienstleister setzen zunehmend aufs World Wide Web. "Für viele bietet der virtuelle Shop einen alternativen Absatzkanal", so Harald Summa, Geschäftsführer des Electronic Commerce Forums (eco) in Köln.

Dennoch rechnet der Verband nicht mit allzu hohen Umsätzen. "Bis 2004 wird der Anteil des E-Commerce rund sieben Prozent am Gesamtumsatz betragen", prognostiziert Summa. Weitere Steigerungen werden nicht erwartet. Viele Deutsche sind beim Thema Online-Shopping ohnehin immer noch skeptisch. Zu recht, meinen Verbraucherschützer mit Blick auf eine von der Stiftung Warentest durchgeführte Untersuchung: Beim Test von 16 umsatzstarken Online-Shops in Punkto Sicherheit und Datenschutz bestanden nur zwei der Anbieter.

Auch der Bundesbeauftragte für den Datenschutz in Bonn warnt vor den Risiken des Online-Shoppings: "Der Nutzer hinterlässt bereits nach einem virtuellen Schaufensterbummel seine Datenspuren." Diese kann der Anbieter dann problemlos aufzeichnen. Während Verbraucher zu Recht um ihre Anonymität bangen, reiben sich die Werbeabteilungen der Anbieter die Hände: Ihnen bieten beispielsweise Cookies den Vorteil, dass sie dem Besucher persönlich abgestimmte Inhalte und maßgeschneiderte Angebote bereitsstellen können. "Jetzt gilt es, bei den Verbrauchern Vertrauen aufzubauen", erklärt Harald Summa vom eco-Verband. Immer mehr Shops gehen deshalb her und lassen ihr Angebot zertifizieren. Eine gute Sache, gäbe es nicht mittlerweile eine ganze Fülle solcher Gütesiegel.

Nach der Plakette "Geprüfter Online-Shop" vom EHI Euro-Handelsinstitut in Köln, über "Better Web" von der Unternehmensberatung Pricewaterhouse-Coopers bis hin zum "Certified E-Shop" von TÜV Secure IT in Köln brachte auch die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf in Zusammenarbeit mit der RW TÜV Anlagentechnik GmbH in Essen das Siegel "VZ OK" heraus.

Während beispielsweise das EHI-Gütesiegel auf Selbstauskünften der Anbieter basiert, geht die Verbraucherzentrale NRW einen Schritt weiter: "Wir untersuchen die Firmen vor Ort", erklärt der Projektleiter und Anwalt Wolfgang Schuldzinski. Je nach Entwicklungsstand dauert der Prozess zwischen zwei Wochen und drei Monaten. "Ein Online-Shop, der alle Kriterien vorbildlich erfüllt erhält das Zertifikat natürlich wesentlich schneller", so Schuldzinski. Anfang 2001 werden die ersten Shops mit dem Gütesiegel gekennzeichnet sein, so die Erwartungen der Verbraucherzentrale.

Zuvor müssen die durch die RW TÜV Anlagentechnik GmbH aufgestellten Qualitätskriterien erfüllt werden. Dazu gehören die genaue Anbieterkennzeichnung, dass heißt eine Kurzbeschreibung, welches Unternehmen sich hinter dem Shop verbirgt, sowie ein deutlicher Hinweis auf die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB). Die ausgezeichneten Preise müssen ebenso verbindlich sein wie der Liefertermin, der per Auftragsbestätigung mitgeteilt werden muss.

Für den Kunden muss deutlich werden, zu welchen vertraglichen Bindungen er die Ware bestellt, und die Bezahlung muss neben Kreditkarte auch den Bankeinzug oder die Rechnungszahlung ermöglichen. Zu guter Letzt wird der Umgang mit persönlichen Kundendaten kritisch unter die Lupe genommen: So muss der Online-Shop eine sichere Verschlüsselungstechnologie einsetzen, über die er seine Kunden eingehend informiert. "Personenbezogene Daten müssen mit mindestens 128 Bit übertragen werden", erläutert Schuldzinski.

Außerdem ist jeder Schritt zu dokumentieren, sodass er für den Verbraucher nachvollziehbar wird. Gleiches gilt für den Datenschutz. Der Anbieter muss bereits auf der Startseite dem User die Möglichkeit geben, sich über den Sinn und Zweck der Datenerhebung zu informieren. Erst wenn all diese Kriterien erfüllt sind, vergibt die Verbraucherzentrale das Gütesiegel.

Was aber tun, wenn ein Anbieter weder über das eine noch das andere Gütesiegel verfügt? "Der Kunde kann zum Beispiel anhand unseres Kriterienkatalogs den Anbieter selber überprüfen", rät Wolfgang Schuldzinski. "Finger weg von Anbietern, deren Unternehmenssitz geheimgehalten wird", empfiehlt Harald Summa. In dieser Hinsicht gibt es kaum einen Unterschied zwischen klassischen und Online-Geschäften: Einkauf ist Vertrauenssache. (Susanne Wächter, gms) / (jk)