Onlinechef der FAZ: Facebook wird zu einer Gefahr für die Medien

Der Onlinechef der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sieht in Facebook eine zunehmende Gefahr für klassische Medien. Mit seinen immensen Profiten könne das soziale Netzwerk nun selbst zum Medienhaus werden. Der Rest würde zur "Werkbank" für Facebook.

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Facebook

(Bild: dpa, Jens Büttner)

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Von
  • dpa

Facebook wird nach Ansicht des Onlinechefs der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ), Mathias Müller von Blumencron, zusehends zu einer Gefahr für die Medien. Möglicherweise beginne gerade die "radikalste Attacke auf die Medienwelt, wie wir sie kennen", sagte der Chefredakteur der digitalen Produkte der FAZ und frühere Spiegel-Chefredakteur am Donnerstag auf dem Medienforum NRW in Köln. "Wir könnten Zeugen sein, wie riesige hochprofitable Konzerne mit ihren unendlichen Profiten aufbrechen, um das zu tun, was bisher eigentlich der medialen Welt, wie wir sie kennen, vorbehalten war, und faktisch und genuin selbst zu Medien zu werden."

Zunächst sei Facebook ein Interaktionskanal gewesen. "Nun plötzlich werden wir aufgefordert, für Facebook direkt zu produzieren, zu einer verlängerten Werkbank von Facebook zu werden." Das Netzwerk sei für die Medien sowohl "Partner" als auch ein auch "sehr, sehr gefährlicher Gegner", sagte der Online-Journalist. "Was wir sehen können, ist, dass 1,4 Milliarden Menschen eine Plattform zu einem mehr oder weniger zentralen Teil ihres Lebens gemacht haben, die von einem Menschen an der Spitze gesteuert wird", nämlich Mark Zuckerberg. "Niemand ist uns bisher so nahe an uns herangekommen." Blumencron betonte: "Soziale Plattformen kennen keine Redakteure, sie kennen nur Programmierer, sie kennen nur Algorithmen."

Facebook hatte vor wenigen Wochen sein neues Format "Instant Articles" vorgestellt. Erklärtes Ziel war die Verkürzung der Ladezeit auf Mobilgeräten. Mehrere US-amerikanische und europäische Medienhäuser haben seitdem die Möglichkeit, komplette Artikel, Foto-Galerien und Videos direkt auf Facebook zu veröffentlichen. Die anfängliche Begeisterung der Medien legte sich rasch wieder. Außer den "Instant Articles" zur Einführung sind bislang keine weiteren erschienen. (mho)