Ein Universalgenom für die gesamte Menschheit

Genforscher sind mit ihrer bisherigen Referenz für das menschliche Erbgut, der Gen-Karte des Human Genome Project, nicht mehr zufrieden: Mit Hilfe der Graphentheorie soll eine nützlichere Vorlage entstehen.

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Ein Universalgenom für die gesamte Menschheit
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Von
  • Sascha Mattke

Wenn das Genom einer Person neu entschlüsselt wird, ziehen Forscher als eine Art Vorlage zur Positionierung der einzelnen Fragmente das Referenzgenom des Human Genom Project heran. Das allerdings ist nicht universell genug, so dass etwa 5 Prozent des neu sequenzierten Genoms nicht zugeordnet werden können. Mehrere Gruppen arbeiten deshalb an einem so genannten Graph-Genom, das als allgemeinere Referenz dienen soll, berichtet Technology Review.

Das Problem bei der jetzigen Referenz ist nicht nur, dass sie immer noch lückenhaft ist und aus DNA besteht, die von ungefähr einem Dutzend unterschiedlicher Menschen zusammengemischt wurde. Bedeutender ist: Weil sie auf nur einer der Kombinationen der rund drei Milliarden Buchstaben basiert, aus denen ein menschliches Genom besteht, eignet sie sich nur bedingt als Vorlage für die Analyse des Genoms anderer Personen. "Je stärker Sie sich von der Referenz unterscheiden, desto schwieriger ist es, alle Stücke unterzubringen", erklärt David Mittelman, Chief Scientific Officer der Bioinformatikfirma Tute Genomics.

An der Entwicklung eines Graph-Genoms beteiligte Wissenschaftler gehen nach eigenem Bekunden davon aus, dass sich ihre Idee durchsetzen wird – selbst wenn die Karte des Human Genome Project dadurch zu den Akten gelegt wird. "Es ist ein bisschen lächerlich, jeden gewaltsam durch die Brille dieses einen Referenzgenoms zu betrachten", sagt Michael Schatz, ein Bioinformatiker am Cold Spring Harbor Laboratory. "Die erste Abbildung des menschlichen Genoms war ein enormer Meilenstein, aber mittlerweile sind wir ihm entwachsen. Es ist Zeit für einen Neuanfang." (Sascha Mattke)

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(sma)