AOLs Instant Messenger für Linux hinkt der Entwicklung hinterher (Update)

Der neue AOL Instant Messenger für Linux beherrscht all jene Funktionen, die auch die Windows-Version ursprünglich enthielt, alle weiteren Funktionen aber fehlen bislang.

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Der von AOL neu vorgestellte Instant Messenger AIM für Linux beherrscht bislang all jene Funktionen, die auch die Windows-Version ursprünglich enthielt. Nach der Registrierung eines Screen-Namens kann also mit all jenen gechattet werden, von denen der Screen-Name bekannt ist. Für die Registrierung eines neuen Screen-Namens ist wie auch beim AIM für Windows keine AOL-Mitgliedschaft erforderlich, es kann auch ein Name, der im Windows-AIM verwendet wird, weiterbenutzt werden. Als Funktionen stehen neben dem Chatten auch die Einladung anderer User in einen separaten Chatroom zur Verfügung, außerdem ist der Im- und Export von Buddy-Listen möglich. Die Listen können auch über die System-Grenzen hinweg portiert werden, allerdings ermöglicht die Linux-Version keinen Im- und Export von Einstellungen des AIM.

Die veröffentlichte Beta-Version hinkt insgesamt aber der Entwicklung hinterher. Sowohl der eigene Windows-AIM als auch einige Clones unter Linux sind erheblich weiter als AOLs neues Programm.

Im Vergleich zum Windows-AIM fehlt dem Linux-AIM bislang zum Beispiel die Möglichkeit des File-Transfers, auch die Ticker-Meldungen kann der Linux-AIM nicht anzeigen. Der E-Mail-Abruf fehlt ebenso wie die Möglichkeit, per Talk-Connect eine Sprach-Verbindung zu einem anderen User aufzubauen. Die Einstellungsmöglichkeiten des Linux-AIM sind geradezu spartanisch. Weder Schriftarten, Farben, Sounds oder sonstige Spielereien stehen zur Verfügung. Auch die beliebten Emoticons, mit denen aus Zeichenfolgen wie ;-) Smileys generiert werden, fehlen. Immerhin können wie beim Windows-AIM andere User, die sich danebenbenehmen, gewarnt werden; eine Blockierung ist aber nicht möglich.

Doch nicht nur das hauseigene Windows-Pendant ist erheblich weiter in der Entwicklung. Auch die schon länger kursierenden Clones unter Linux können mit mehr Funktionen aufwarten. Kurioserweise zählt zu den fortgeschrittenen Chat-Tools unter Linux auch TiK, ein von AOL aufgegebener erster Versuch, ein Messaging-Programm unter Linux zu veröffentlichen. Hätte AOL die Entwicklung seinerzeit nicht aufgegeben, wäre man dort heute wohl erheblich weiter. Aber auch andere Tools wie Gaim, ein Gnome-Projekt, das auf die AIM-Buddylisten zugreifen kann, sind weiter als AOLs neue Software.

Inwieweit die Rückstände der jetzt veröffentlichten Beta-Version in späteren Releases noch aufgeholt werden, muss sich zeigen – zumindest arbeitete das Programm in einem kurzen Test fehlerfrei. Auch ob der Quellcode der AIM-Linuxversion offengelegt wird, konnte Carsten Meincke, Sprecher von AOL Deutschland, gegenüber c't bisher noch nicht sagen. Die Protokolle des AIM hingegen hat AOL im Zuge des Messengerstreites mit anderen Firmen wie Microsoft oder Yahoo! bereits vor einiger Zeit offengelegt. Laut AOL läuft der Linux-AIM auf einer Intel-Platform und ist von AOL unter RedHat 6.0, RedHat 6.1, SuSe 6.4 and Mandrake 7.0 getestet worden. Der Download der Datei mit der Versionsnummer 1.1.14 ist mit 539 Kbyte erheblich kleiner als die Windows-Version, die gerade aktuelle Windows-Release 4.1 hat einen Umfang von über 2 Mbyte. Die Datei kommt als RPM-File.

Dass es eine deutsche Version des AIM für Linux geben wird, ist laut AOL-Sprecher Jens Nordlohner sicher. Ein Termin steht aber noch nicht fest. (axv)