Auch Landtage sind von Cyber-Attacken betroffen

Nach dem Hacker-Angriff auf den Bundestag stellt sich auch in den Ländern die Frage: Wie sicher sind die Computer-Systeme?

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Plenarsaal im niedersächsischen Landtag

(Bild: Landtag Niedersachsen / Tom Figiel)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • dpa

Nicht nur 15 Rechner im Bundestag, darunter der von Bundeskanzlerin Merkel, sind Opfer einer Cyber-Attacke geworden – auch die Landesparlamente kämpfen regelmäßig mit Hacker-Angriffen. Allerdings fallen diese bei weitem nicht so massiv aus, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab. IT-Experten in den Ländern gehen unterschiedliche Wege, um die Systeme zu schützen.

Auf das Computernetzwerk des Landtags von Nordrhein-Westfalen werden nach Angaben eines Sprechers fast jeden Tag Angriffe gestartet. Dazu zählen allerdings auch Spam-Mails. Im August 2014 fand ein Virenscanner auf einem Landtagsrechner der Piratenfraktion eine Späh-Software. Dabei handelte es sich nach Angaben eines Sprechers der Piraten um ein Programm, das Passwörter herunterladen kann.

In Niedersachsen registriert das Innenministerium eine Zunahme gezielter und professionalisierter Angriffe auf das Netz der Landesverwaltung, wie eine Sprecherin sagte. Die Verwaltung hatte erst im vorigen Herbst auf mehreren tausend Rechnern mit der Installation neuer Browser-Versionen von Mozilla (Firefox) und Google (Chrome) eine akute Sicherheitslücke geschlossen. Sie hätte es Angreifern potenziell ermöglicht, sichere Verbindungen mit anderen Websites vorzutäuschen.

Der Landtag im Saarland war in der Vergangenheit bereits Ziel zahlreicher Hacker-Attacken, wie Landtagspräsident Hans Ley mitteilte. Mit stets aktueller Sicherheitssoftware seien sie bisher immer rechtzeitig erkannt und erfolgreich abgewehrt worden. Die Mitarbeiter der Verwaltung würden regelmäßig sensibilisiert.

Auch auf den bayrischen Landtag gab es bereits Angriffe. "Jede größere Organisation ist laufend kleineren Attacken aus dem Netz ausgesetzt, so auch wir", sagte ein Sprecher. "Das war bislang nicht problematisch, darf aber keinesfalls unterschätzt werden." Die IT-Systeme des Landtags seien über die Sicherheitsinfrastruktur des bayerischen Behördennetzes geschützt.

Dass Angreifer enorme Schäden verursachen können, musste die Landesregierung von Sachsen-Anhalt 2013 mit ihrem Portal erleben. Ein Hacker legte die Seite damals zeitweise lahm. Auch die Landtags-Webseite baut auf dieser Plattform auf. Durch eine Sicherheitslücke war ein schädlicher Code in die Datenbank eingeschleust worden – wochenlang gab es daraufhin Ausfälle. Dahinter steckte ein Schüler aus Hamburg.

Der Landtag in Hessen sieht sich gegen Angriffe durch Hacker gut gerüstet. Zu den Schutzmechanismen des Computersystems gehörten mehrstufige Firewalls und professioneller Virenschutz, teilte das zuständige Innenministerium in Wiesbaden mit. Für die Kosten der übergreifenden IT-Sicherheit hat Hessen im vergangenen Jahr rund neun Millionen Euro ausgegeben.

Beim Abgeordnetenhaus in Berlin wurden bislang keine Hacker-Angriffe registriert. Alle sicherheitsrelevanten Daten lägen ohnehin auf Rechnern, die nicht an das Internet oder Hausnetzwerk angeschlossen seien, erklärte eine Sprecherin. Das gelte beispielsweise für die Unterlagen von Untersuchungsausschüssen.

Das Bremer Landesparlament schätzt die Gefahr eines Hackerangriffs gering ein. Bisher seien keine gezielten Angriffe auf die IT-Infrastruktur der Bürgerschaft registriert worden, sagte ein Sprecher.

Der Landtag von Mecklenburg-Vorpommern war nach Angaben eines Sprechers bisher kein Ziel eines solch massiven Cyber-Angriffs. Die Datennetze des Parlaments seien mehrfach unterteilt, um bei Manipulationsversuchen nicht komplett ausgeliefert zu sein. Zudem sei eine zusätzliche Firewall im landeseigenen Datenverarbeitungszentrum vorgeschaltet.

Nachdem Ende Mai bekannt geworden war, dass die Angreifer dank eines Trojaners in das Datennetz des Bundestages eingedrungen waren, ging man von einem sehr goßen Ausmaß der Cyber-Angriffe aus. Man sprach sogar schon von einem Totalschaden des IT-Systems. Vergangene Woche war nur von 15 Rechnern die Rede, die angegriffen worden sein sollen. (pen)