Mit Kompass und Arduino
Das Herz des Make-Autors Burkhard Fleischer schlägt jeher für frei fliegende Segelflugmodelle. Damit ihm seine Segler nach dem Hochstart nicht in der Thermik davonfliegen, hat er eine Selbststeuerung entwickelt, die sich einerseits am Magnetfeld der Erde und andererseits an Modellflugtechnik aus den 1930er Jahren orientiert; umgesetzt allerdings mit moderner Servo- und Mikrocontrollertechnik. Dabei hat er nebenbei sogar Arduinos programmieren gelernt. Ein Projektbericht mit persönlicher Note.
- Burkhard Fleischer
In meinem Alter neigt man zur Nostalgie. Ich erinnere mich gerne, wie ich in meiner Kindheit vor mehr als einem halben Jahrhundert auf dem Rücken in der Heide liegend dem scheinbar schwerelosen Flug der Habichte mit den Augen verfolgte. Sie drehten endlos Runde um Runde. Dieser ästehtische Anblick hatte mich gepackt und brachte mich zur Modellsegelfliegerei: Dieses Spiel mit dem Wind wollte ich technisch nachahmen.
Nachdem ich aus beruflichen Gründen diese Leidenschaft mehr als fünfzig Jahre habe ruhen lassen, hat sie mich seit einem Jahr wieder ergriffen: Ich wollte mir wieder ein Freiflugsegelmodell bauen und knüpfte Kontakte zur Modellflugszene. Doch ich wurde enttäuscht: Die Freifliegerei ist aus der Mode gekommen. High-Tech-Luftfahrzeuge beherrschen die Szene. Bestürzt hörte ich die Beschreibung eines Modellfliegerpiloten, dass sein Modell so konstruiert und programmiert sei, dass er nach dem Start seines Modelles zum Kaffeetrinken in das Flugheimbistro gehen und nach dem Frühstück sein Modell am definierten Landeplatz abholen könne. In der Zwischenzeit habe sein Modell selbständig durch die Elektronik gesteuert ein Standardkunstflugprogramm absolviert.
Ich bin mir nicht sicher, ob diese Geschichte Fliegerlatein war, aber nach dem, was ich an technischem Inventar in den Modellen gesehen habe, halte ich sie für möglich.
Diese Fliegerei ist nicht die, die ich suche. Für mich bewegt sich ein Flugmodell während des Fluges in einem dynamischen Element: Auf- und Abwinde, zunehmende und abnehmende Horizontalwinde. Diese sich stets verändernden Variablen sind Herausforderungen, auf die ich mich als Pilot persönlich einlassen möchte, um sie zu meistern.
Man könnte meinen, ein ferngesteuertes Segelflugmodell sei demnach für mich das richtige. Doch die Steuerung hält das Modell an einer unsichtbaren Leine, deren anderes Ende ich als Pilot in der Hand halte. Nein, mein Modell soll frei wie ein Vogel sein. Meine Aufgabe als Konstrukteur wäre es, ein Modell nach meinen Vorstellungen zu erschaffen, das ich in sein Element entlasse. Als Flieger hätte ich die Aufgabe, das Mikroklima des Startplatzes zu beobachten, Windrichtung und Windstärke, Thermikblasen zu erspüren. Und dann müsste ich den richtigen Augenblick wählen, um das Modell seinem Element zu übergeben.
Ja, und wenn ich alles richtig gemacht habe, erwischt mein Modell einen richtigen "Bart", steigt höher und höher, haut einfach ab und wird nimmer mehr gesehen.