AOLs Surf-Terminal für Couch-Potatoes und Küchenchefs
Eigentlich sollte es erst während der am Montag beginnenden Comdex enthüllt werden – nun aber stellten Gateway und AOL ihr gemeinsam entwickeltes Surf-Terminal schon etwas früher vor.
Eigentlich sollte es erst während der am Montag beginnenden Comdex enthüllt werden – aber möglicherweise befürchteten AOL und Gateway, ihr gemeinsam entwickeltes Surf-Terminal würde in Las Vegas nicht die Beachtung finden, die es nach Ansicht der beiden Partner verdient hat. So zogen sie die Vorstellung des Touch Pad genannten Geräts vor und präsentierten es bereits Ende dieser Woche der Öffentlichkeit.
Das Gerät, ausgestattet mit Crusoe-Prozessor von Transmeta und Mobile Linux als Betriebssystem, entwickelte Gateway im Auftrag von AOL: Es soll als Surf-Terminal mit Zugang zum Internet über den Online-Dienst von AOL dienen. Passend zum Versuch, AOL unter dem Label AOL Anywhere auf allen Geräten vom normalen PC über Fernseher und Internet Appliances bis hin zum Handy verfügbar zu machen, soll das Touch Pad beispielsweise auch diejenigen zu AOL locken, die bislang vor einem PC zurückscheuten und Internet-Surfern per Handy oder Fernseher nicht viel abgewinnen können. Vor allem aber ist es als Zweitgerät gedacht: Untersuchungen haben nach Angaben von AOLs Chef für Interactive Services, Barry Schuler, ergeben, dass von den AOL-Abonnenten, die in Haushalten leben, in denen zwei oder mehr Personen den Online-Dienst nutzen, nur 25 Prozent auch einen Zweit-PC besitzen. Die seien reif für ein Zweitgerät, das sich nicht nur am Schreibtisch, sondern überall im Haus, etwa in Küche oder Wohn- und Schlafzimmer einsetzen lasse, meinte Schuler. Er verglich das Touch Pad dann auch gleich mit dem Zweitfernseher für das Schlafzimmer.
Für diese Einsatzgebiete bekommen die angepeilten Zielgruppen dann ein 10-Zoll-LC-Display mit Funk-Tastatur und Internet-Zugang, der über eine spezielle Version von AOL 6.0 und Netscapes Gecko-Engine realisiert wird. Das Touch Pad lässt sich nicht nur über die Tastatur bedienen, sondern auch über den berührungssensitiven Bildschirm. Die Verbindung zum Internet erfolgt über HomePNA 2.0, eine US-Technik zur Vernetzung von Geräten über installierte In-House-Telefonleitungen. Die Chipsätze dafür kommen von Broadcom. Eine spätere Version des Geräts soll auch über eine Funkschnittstelle verfügen.
Kostenpunkt für das komplette Surf-Terminal in den USA: 599 US-Dollar. Ab Mitte November sollen sich Interessierte das Gerät in den US-Shops von Gateway anschauen können, ausliefern will der Computer-Hersteller das Touch Pad ab dem 15. Dezember, gerade rechtzeitig für das Weihnachtsgeschäft.
Die Software des Touch Pad läuft unter dem Namen Instant AOL: Die normale AOL-Anwendung wurde unter anderem dahingehend modifiziert, dass die Verbindung ins Internet sofort automatisch und ohne Benutzereingriff hergestellt wird, sobald man das Gerät einschaltet – mit dem Ausschalten des Touch Pad wird die Verbindung dann wieder beendet. Außerdem sollen besonders große Symbole die Bedienung über den LC-Bildschirm vereinfachen; speziell gestaltete Inhaltsangebote machten den Einsatz des Geräts besonders in der Küche und im Wohnzimmer attraktiv, meint Schuler. "Bei Instant AOL geht es um nichts anderes als das Internet noch bequemer zu machen als jemals zuvor", kommentierte er. Ob AOL dieses Vorhaben auch in Deutschland mit dem Touch Pad vorantreiben will, ist bislang noch nicht bekannt – zumindest die HomePNA-Schnittstelle lässt sich hier zu Lande auf Grund anderer Verhältnisse bei der In-House-Telefonverkabelung kaum einsetzen; in Deutschland müssen sich interessierte AOL-Nutzer also wohl zumindest bis zur Version des Touch Pad mit Funkschnittstelle gedulden. (jk)