Verlagsgruppe Bonnier gibt hartes DRM in E-Books auf

Die deutschen Verlage der Bonnier-Gruppe - darunter Piper, Ullstein und Carlsen - stellen zum 1. Juli beim Kopierschutz von Adobe DRM auf Wasserzeichen um. Gleichzeitig will Bonnier Buch-Piraterie im Netz stärker verfolgen.

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Verlagsgruppe Bonnier
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Von
  • Achim Barczok

Als erstes großes Verlagshaus stellt die schwedische Gruppe Bonnier bei E-Books im Epub-Format von Adobe DRM auf weichere Kopierschutzmaßnahmen um. Das kündigte Bonnier Media Deutschland in einer Pressemitteilung für die deutschen Verlage von Bonnier an, dazu zählen unter anderem Piper, Ullstein, Carlsen und arsEdition.

Die Verlagsgruppe begründete den Schritt damit, dass der Umgang mit Adobe DRM für Leser zu kompliziert sei und sie einschränke – das Lesen von Adobe-DRM-Büchern ist nur auf Geräten möglich, auf denen man sich mit seiner Adobe ID angemeldet hat. Zudem hätten Tests der Verlagsgruppe gezeigt, dass auch harte Kopierschutzmaßnahmen leicht umgangen werden können. Die Anzahl illegaler Downloads, so Bonnier, richte sich nicht nach "der Härte des Kopierschutzes, sondern der Begehrlichkeit eines Titels".

Statt Adobe DRM will Bonnier künftig auf sogenannte weiche Kopierschutztechniken setzen. E-Books werden demnach ein unsichtbares Wasserzeichen enthalten, das sich auf den Besitzer zurückführen lässt. Außerdem will der Verlag in seine E-Books eine Seite mit Warnhinweisen als "zusätzlichen psychologischen Effekt" einbinden.

Die Umstellung will Bonnier zum 1. Juli 2015 vornehmen und zeitgleich verstärkt gegen die Verbreitung von urheberrechtlich geschützten E-Books im Netz vorgehen. Man wolle die bereits "intensiven Maßnahmen zur Entdeckung und Verfolgung von Urheberrechtsverstößen" verstärken.

Adobe DRM ist der bisher gebräuchlichste Kopierschutz für E-Books im Format Epub – also das Format, das mit Ausnahme des Amazon Kindle fast alle Reader von Tolino bis Pocketbook unterstützen. Amazon benutzt für seinen Katalog dagegen einen eigenen Kopierschutz – also auch für die E-Books von Bonnier.

Mit der Abkehr von Adobe DRM für Epub will die Gruppe vermutlich deshalb auch die Marktvorherrschaft des Handelsriesen Amazon schwächen, mit dem die Verlagsgruppe schon seit längerem auf Kriegsfuß steht. Der Amazon-eigene Kopierschutz ist im Lesealltag deutlich einfacher für Leser zu benutzen als Adobe DRM, was viele als Wettbewerbsvorteil für den Kindle sehen. Ab dem 1. Juli aber haben Käufer zumindest von Bonnier-Büchern stattdessen einen großen Vorteil, wenn sie nicht mehr bei Amazon, sondern in den Konkurrenz-Shops kaufen: Während die Amazon-E-Books auf den Kindle eingeschränkt sind, kann man die kopierschutzfreien Epubs beliebig konvertieren und deshalb auf allen Readern lesen.

[Update vom 23.6.2015, 14:40]

Eine Sprecherin von Bonnier Media Deutschland bestätigte gegenüber heise online, dass das gesamte Angebot, also auch ältere Werke, auf Wasserzeichen umgestellt wird. Ausnahme sind solche Werke, bei denen es ein explizites Veto von Autor oder Agentur gibt.

Inwiefern bereits gekaufte E-Books mit Adobe DRM nach dem 1. Juli erneut mit weichem Wasserzeichen heruntergeladen werden können, hängt laut Bonnier vom Shop ab, bei dem man sie gekauft hat. Als Wasserzeichen enthalten die E-Books eine verschlüsselte Transaktionsnummer.

Auf die Frage, ob sich mit der Umstellung auf Wasserzeichen in Epub-Büchern auch etwas bei den Kopierschutzmechanismen in Bonnier-E-Books aus dem Kindle-Shop ändern würde, verwies Bonnier auf Amazon. (acb)