Netter Versuch!

Bei der Darpa Robotics Challenge scheiterten selbst die fortschrittlichsten Modelle der Welt an einem simplen Türknauf. Noch können Menschen sich also beruhigt zurücklehnen.

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Von
  • Will Knight

Bei der Darpa Robotics Challenge scheiterten selbst die fortschrittlichsten Modelle der Welt an einem simplen Türknauf. Noch können Menschen sich also beruhigt zurücklehnen.

Vergangenen Monat in Kalifornien waren zwei Dutzend hochentwickelte Roboter dazu aufgerufen, ihr Bestes zu geben. Bei der Darpa Robotics Challenge sollten sie unter anderem Auto fahren, an einem Ventil drehen, einige Stufen hochsteigen und eine Tür öffnen.

Es wurde zu einer Show wie bei "Pleiten, Pech und Pannen": Einige Roboter schafften es zwar, den Parcours komplett zu durchlaufen. Andere griffen jedoch unvermittelt ins Leere, liefen gegen Wände oder fielen einfach vornüber, als würden sie von der schieren Unmöglichkeit der Aufgaben völlig überwältigt. Gill Pratt, Leiter des Darpa-Programms und Organisator der Robotics Challenge stellte ernüchtert fest: Auch wenn sie manchmal auf unheimliche Art schon fast natürlich wirkten, sind "diese Dinger unglaublich dumm. Die meisten sind einfach nur Puppen".

Marc Raibert, Gründer von Boston Dynamics, fügt an: "Ich denke, dies ist eine Gelegenheit für jedermann zu sehen, wie schwierig Robotik wirklich ist." Sein Unterneh-men gehört heute zu Google und produziert einen humanoiden Roboter namens Atlas. Mehrere Teams traten mit diesem bei dem Wettbewerb an. Atlas kann dynamisch sein Gleichgewicht halten.

Das heißt, er kann zügigen Schrittes laufen oder auf einem Bein stehen, selbst wenn er dabei einen Stoß abbekommt. Dennoch war die Stabilität der zweibeinigen Roboter beim Wettbewerb immer wieder ein Problem, besonders beim Gehen auf Sand, dem Übersteigen von Trümmern oder dem Aussteigen aus einem Auto.

Etliche der Roboter hatten damit zu kämpfen, Gegenstände zu greifen und richtig zu benutzen, was die Schwierigkeiten der Entwickler mit dem Sehvermögen und dem Hantieren mit Objekten zeigt. Eine Bohrmaschine aufzuheben und mit ihr ein Loch in eine Rigipswand zu schneiden, erwies sich für viele der Roboter als besondere Herausforderung. Bei den unterschiedlichen Lichtverhältnissen im Freien waren die Sensoren der Roboter nicht imstande, Formen verlässlich zu erkennen. Außerdem fehlt den Roboterhänden oder Greifern das Fingerspitzengefühl von menschlichen Fingern.

Umso ernüchternder ist dies, weil die teilnehmenden Roboter gar nicht immer völlig autonom handelten. Die Robotics Challenge sollte die Anforderungen an einen ferngesteuerten Roboter simulieren, der in einem Atomkraftwerk eingesetzt wird. Dafür wurde die Funkverbindung mit dem Roboter teilweise unterbrochen, um Funkstörungen und Interferenzen zu simulieren. Diese Anforderungen ermutigten die Teams zwar, ihren Robotern autonome Fähigkeiten einzubauen. Dennoch war es für die menschlichen Operatoren oft möglich einzuspringen und zu helfen, wenn etwas schiefging.

Die teilnehmenden Teams nutzten unterschiedliche Autonomiegrade bei ihren Robotern. Das Team des MIT etwa hat seinem Atlas-Roboter mit dem Namen Helios sehr autonom ausgelegt. Dennoch kann das Team jederzeit eingreifen und den Roboter direkt steuern.

Im Gegensatz dazu hat das Team Nimbro der Universität Bonn eine direktere Steuerung gewählt. Neun Personen lenkten den Roboter während der unterschiedlichen Aufgaben. Team Nimbro schaffte es auf den vierten Platz mit sieben von acht möglichen Punkten. Das Team vom MIT kam auf den sechsten Platz, mit derselben Punktzahl aber einer schlechteren Zeit.

Am besten schnitten jene Teams ab, denen das Zusammenspiel von robotischen und menschlichen Fähigkeiten besonders gut gelang. "Die Aufgaben des Wettbewerbs erfordern eine gute Kombination aus menschlicher Bedienung und dem Erkennen und Verstehen der Umwelt durch den Roboter", sagt In So Kweon von der Kaist-Universität in Daejeon in Südkorea. Er war als wissenschaftlicher Leiter für die Sensorsysteme des Roboters DRC-Hubo zuständig, "Wir haben hart gearbeitet, um diese beiden Faktoren ins Gleichwicht zu bringen." Die Mühe hat sich gelohnt: DRC-Hubo hat den Wettbewerb gewonnen.

Die Zweitplatzierten vom Florida-Institut für menschliche und maschinelle Wahrnehmung wählten für ihren Roboter eine abgestufte Form der autonomen Steuerung. So konnte das Team die Bedienung schnell wieder selbst übernehmen oder einzelne Entscheidungen für den Roboter fällen, wenn der ratlos wirkte oder absehbar war, dass der Roboter auf dem gewählten Kurs Probleme bekommen würde.

Solche Ansätze könnten wichtiger werden, da immer mehr teilautonome Roboter vor allem in Fabriken eingesetzt werden. "Der wirkliche Fortschritt hier ist, dass Menschen und Maschinen zusammenarbeiten, um Probleme zu lösen", kommentiert Tony Stentz von der Carnegie-Mellon-Universität, dessen Team Achter wurde. "Der Roboter macht, was Roboter gut können, und der Mensch macht, was Menschen gut können." (bsc)