4K-Grafikkarte AMD Radeon R9 Fury X: Trotz HBM kein großer Wurf
AMD stellt seine erste 4K-Grafikkarte mit HBM-Speicher vor. In einem ersten c't-Test kann die Radeon R9 Fury X den hohen Erwartungen aber nicht genügen.
Die technischen Daten der Radeon R9 Fury X lesen sich beeindruckend. Ihr Fiji-XT-Chip besteht aus 8,9 Milliarden Transistoren und enthält 4096 Shader-Kerne, 256 Textureinheiten und 64 Rasterendstufen. Die neue Speichertechnik High Bandwidth Memory (HBM) verteilt die Speicherchips nicht auf der Platine, sondern stapelt sie direkt neben dem Grafikchip (4 Stapel mit 4 x 256 MByte, insgesamt 4 GByte) auf einem gemeinsamen Fundament (Interposer). Insgesamt ist der Speicher über 4096 Leitungen mit der GPU verbunden, die Transferrate beträgt satte 512 GByte/s. Im Vergleich zur Vorgängerkarte Radeon R9 290X steigt demnach die Speicherbandbreite um 60 Prozent, die theoretische Rechenleistung um gut 50 Prozent. Das Verhältnis im Vergleich zur effizienten GeForce GTX 980 Ti ist ähnlich.
Spiele-Performance
Beim Spielen zeigt sich: Die Radeon R9 Fury X ist tatsächlich AMDs erste, wirklich 4K-fähige Grafikkarte. Bei maximaler Detailstufe stellt sie etwa Alien Isolation (65 fps), Far Cry 4 (46 fps) und Mittelerde Mordors Schatten (49 fps) in 4K ruckelfrei dar. GTA V läuft flüssig, wenn man die Kantenglättung deaktiviert und Assassin's Creed Unity in der zweithöchsten Detailstufe gerade so (35 fps). In Assassin’s Creed Unity, Far Cry 4 und Mordors Schatten liegt die Radeon bestenfalls um bis zu 10 Prozent vor der 980 Ti. Alien Isolation, Dragon Age Inquisition und GTA V laufen auf der 980 Ti trotz ihrer wesentlich geringeren Transferrate flotter. In geringeren Auflösungen als 4K ist die GeForce GTX 980 Ti in nahezu jedem Spiel schneller als die Fury X. Letztere erreicht auf unserem Testsystem im 3DMark Firestrike Extreme 6986 Punkte, die 980 Ti 7240 Punkte. Der Speicherausbau von 4 GByte reicht für die genannten Spiele aus, könnte aber für zukünftige Titel knapp werden. Nvidias GeForce GTX 980 Ti hat mehr Puffer (6 GByte VRAM).
Hohe Leistungsaufnahme, nerviges Fiepen
AMD liefert die nur 19 cm lange Radeon R9 Fury X mit einem angeflanschten Wasserkühler aus, der in Spielen durchschnittlich 273 Watt abführen muss. Im Furmark schluckt die Karte im Mittel 358 Watt und zeigt Spitzen von 436 Watt. Das schafft die Wasserkühlung problemlos und wird unter Last nicht lauter als 1 Sone. Allerdings erzeugt unsere Karte – auch im Leerlauf (0,6 Sone, 20 Watt) – ein hochfrequentes Fiepen, was für uns nicht lange erträglich war. Immerhin: Bei mehreren angeschlossenen Bildschirmen schluckt die Fury jeweils nur noch rund 1 und nicht zig Watt mehr. DVI lässt AMD weg, stattdessen gibt es drei DisplayPorts und eine HDMI-Buchse.
Kein HDMI 2.0, kein HDCP 2.2, nur Direct3D FL 12_0
Überraschenderweise setzt AMD weiterhin auf HDMI 1.4a. 4K-Fernseher kann die Fury X deshalb nur mit 30 Hz ansteuern; mit HDMI 2.0 wären 60 Hz möglich gewesen. Einen plausiblen Grund für den Verzicht auf HDMI 2.0 konnte uns AMD nicht nennen. Nvidias GTX-900-Serie hat bereits HDMI-2.0-Buchsen. Auch der Kopierschutzstandard HDCP 2.2 wird nicht unterstützt (Nvidia: nur GeForce GTX 960), der etwa zur Wiedergabe künftiger 4K-Blu-rays – und eventuell auch künftig für manche 4K-Streams – verpflichtend ist. Auch beim Direct3D-Funktionsniveau hinkt AMD hinterher: Fury X unterstützt 12_0, Nvidias High-End-Grafikkarten beherrschen nach eigenen Angaben bereits FL 12_1.
Die AMD Radeon R9 Fury X soll von AMDs Boardpartnern ab sofort ab 700 Euro erhältlich sein.
Radeon R9 Fury X | GeForce GTX 980 Ti | Radeon R9 290X | |
GPU | Fiji | GM200 | Hawaii |
Fertigung | 28 nm | 28 nm | 28 nm |
Transistoren | 8,9 Mrd. | 8 Mrd. | 6,2 Mrd. |
Shader-Rechenkerne | 4096 | 2816 | 2816 |
Rechengruppen | 64 CUs | 22 SMM | 44 CU |
Textureinheiten | 256 | 176 | 176 |
Texeldurchsatz | 268,8 | 176 GTex/s | 176 GTex/s |
Rasterendstufen | 64 | 96 | 64 |
GPU-/Turbo-Takt | 1050 MHz | 1000 / 1075 MHz | 1000 MHz |
Rechenleistung (SP) | 8,6 TFlops | 5,63 TFlops | 5,63 TFlops |
Rechenleistung (DP) | 0,538 TFlops | 0,176 TFlops | 1,4 TFlops |
Speicher | 4 GByte HBM | 6 GByte GDDR5 | 4 GByte GDDR5 |
Speicher-Takt (R/W) | 500 MHz | 3506 MHz | 2500 MHz |
Speicher-Anbindung | 4096 Bit | 384 Bit | 512 Bit |
Datentransferrate | 512 GByte/s | 336 GByte/s | 320 GByte/s |
Stromanschlüsse | 2 × 8-pin | 1 × 6-pin, 1 × 8-pin | 1 × 6-pin, 1 × 8-pin |
Formfaktor | Dual-Slot | Dual-Slot | Dual-Slot |
Display-Anschlüsse | 3 × DP 1.2, HDMI 1.4a | 3 × DP 1.2, HDMI 2.0, DL-DVI | DP 1.2, HDMI 1.4a, 2 × DL-DVI |
Mehrschirmbetrieb | 4 (mit MST-Hub: 6) | 4 | 4 |
TDP | 275 Watt | 250 Watt | 290 Watt |
Direct3D Feature Level | 12_0 | 12_1 | 12_0 |
Preis ab | 700 Euro | 700 Euro | 320 Euro |
(mfi)