Globaltrust wird Österreichs zweiter Zertifikate-Anbieter

Österreich hat einen zweiten Anbieter qualifizierter Zertifikate, der auch der einzige Anbieter qualifizierter Zeitstempel ist. Zielgruppe sind insbesondere Unternehmen mit automatisierten Prozessen.

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Goldener Schlüssel liegt auf Eingabetaste

Qualifizierte Zeitstempel weisen korrekte Zeitangaben nach. Das kann auch gegen Korruption helfen.

(Bild: Gemeinfrei)

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Ab sofort gibt es mit Globaltrust einen zweiten österreichischen Anbieter qualifizierter Zertifikate. Er ist dort auch der einzige Anbieter qualifizierter Zeitstempel. Solche nachträglich nicht unauffällig veränderbaren Zeitangaben sind Voraussetzung für revisionssichere Abläufe. Hinter Globaltrust steht die e-commerce monitoring GmbH. Sie hat nach eigenen Angaben bereits Kunden in mehreren EU-Ländern. "Der europäische Stromhandel läuft praktisch nur noch mit Zertifikaten. Und etwa in der Automobilbranche laufen Bestellprozesse weitgehend automatisch ab. Sie kommen ohne Zeitstempel nicht aus", betonte Geschäftsführer Hans Zeger im Gespräch mit heise security.

Weil A-Trust und Globaltrust das freiwillige Akkreditierungsverfahren der TKK durchlaufen haben, dürfen sie das Bundeswappen führen.

"Übrigens wären mit revisionssicheren Zeitstempeln bei Verträgen, Zahlungsbelegen und anderen Unterlagen viele der Korruptionsfälle in Österreich nicht möglich oder zumindest leichter aufzudecken gewesen", fügte Zeger hinzu. Den bisher einzigen österreichischen Anbieter qualifizierter Zertifikate, A-Trust, betrachtet er nicht als Konkurrenten: "Diese Firma betätigt sich vor allem im Privatpersonenmarkt, etwa über die Bürgerkarte. Für diesen Markt ist es aber noch viel zu früh."

Bei der Aufsichtsbehörde Telekom-Control-Kommission (TKK) herrscht Freude über den neuen Anbieter: "Die Akkreditierung der e-commerce monitoring GmbH ist ein wichtiger Schritt zur Belebung des Markts.
Erfreulich ist auch, dass nun wieder ein qualifizierter Zeitstempeldienst
angeboten wird“, heißt es in einer Aussendung vom Dienstag. Eine Zeit lang hatte eine andere Bundesbehörde solche Zeitstempel angeboten.

Die Zeitstempel von Globaltrust sind 35 Jahre gültig und sollen höchstens eine Sekunde vom offiziellen Zeitsignal in Frankfurt abweichen. In der Praxis liege die Abweichung aber nur im einstelligen Millisekundenbereich, heißt es auf der Website von Globaltrust. Zeitstempel kosten je nach Bestellmenge 5 bis 20 Cent zuzüglich Umsatzsteuer. "Damit liegen wir im europäischen Markt im unteren Bereich und beispielsweise unter den deutschen Mitbewerbern", sagte Zeger.

Der Wiener ist auch Mitglied des österreichischen Datenschutzrates und Präsident des Vereins Arge Daten, der sich für Datenschutz einsetzt. Die Arge Daten hat bisher unter dem Markennamen A-Cert einfache Zertifikate angeboten. Dieses Angebot besteht noch, wird aber nicht länger aktiv beworben.

Beim europäischen Markenamt OHIM sind die Italiener abgeblitzt.

Unter dem Namen Globaltrust tritt übrigens auch ein italienischer Reseller von Comodo-Zertifikaten auf. Die Österreicher betrachten das als Markenrechtsverletzung: "Wir haben die Marke 'Globaltrust' schon 2001 eintragen lassen. Ein späterer Antrag aus Italien wurde daher abgelehnt. Weil sie die Marke trotzdem verwenden, haben wir eine Unterlassungsaufforderung geschickt. Jetzt werden wir wohl bald zu Gericht gehen müssen", erläuterte Zeger gegenüber heise security.

Das Rootzertifikat der österreichischen Globaltrust ist in den gängigen Browsern bereits installiert, mit Ausnahme von Firefox. Mozillas entsprechendes Eintragungsverfahren ist noch in Arbeit. (ds)