Mobilfunkmasten in Brandenburg umstritten
Neben Buchen und Kiefern wächst in Brandenburg seit Jahren ein ganz neuer Wald in den Himmel: Die Sendemasten für Mobilfunknetze prägen immer mehr das Bild.
Neben Buchen und Kiefern wächst in Brandenburg seit Jahren ein ganz neuer Wald in den Himmel: Die Sendemasten für Mobilfunknetze prägen immer mehr das Bild der Märkischen Heide, aber auch der Städte. Etwa 1.500 dieser Masten kann man schon landesweit zählen, und durch die bevorstehende Einführung des UMTS-Standards werden es bald noch mehr.
Eine "Verspargelung" der Landschaft befürchtet bereits der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) in Brandenburg. "Das ist ein Großversuch an Millionen von Menschen", sagt Jost Kremmler, Vorsitzender der BUND-Kreisgruppe Potsdam, angesichts der ungeklärten gesundheitlichen Folgen. Personen, die starker elektromagnetischer Strahlung – dem so genannten Elektrosmog – ausgesetzt sind, klagen laut Kremmler häufig über Schlaflosigkeit, Migräne, Nervosität und Depressionen. Die Ursache für die Krankheitssymptome sieht Kremmler, ehemals Physiker am Potsdamer GeoForschungsZentrum, in den nicht-thermischen Effekten der Strahlung. "Diese Effekte werden aber von der Industrie geleugnet", meint Kremmler. Er fordert daher, das Aufstellen von Sendestationen in direkter Nachbarschaft zu Krankenhäusern und Schulen zu verbieten, ähnlich wie in Großbritannien bereits beschlossen.
Die zahlreichen Sendemasten beeinträchtigen nach Ansicht der Umweltschützer auch das Landschaftsbild. Im brandenburgischen Naturschutzgesetz ist festgelegt, dass die Naturschutzverbände bei der Errichtung von Funkstationen in Landschaftsschutzgebieten konsultiert werden müssen. In den vergangenen vier Jahren war dies bei etwa 150 Projekte der Fall, berichtet der BUND.
Auch in den Städten breiten sich die Sendestationen immer mehr aus. Für die Hausbesitzer kann sich das lohnen: Einige tausend Mark jährlich zahlen Mobilfunkanbieter für einen Mast auf dem Dach. Doch nicht allen ist das geheuer. Die evangelische Erlösergemeinde in Potsdam hat jüngst das Angebot eines Netzbetreibers abgelehnt, im Turm der Kirche einen Sender zu installieren – obwohl es der Gemeinde 6.000 Mark jährlich gebracht hätte. Die Eltern des angeschlossenen Kindergartens hätten heftig protestiert, sagt Pfarrer Konrad Elmer.
Die Wohnungsunternehmen freuen sich dagegen über den zusätzlichen Geldsegen. "Derzeit arbeiten wir an Strategien, wie wir den Mobilfunkanbietern als ebenbürtige Verhandlungspartner gegenübertreten können", sagt Stephan Geiger, Multimedia-Referent beim Bundesverband deutscher Wohnungsunternehmen mit insgesamt sieben Millionen Wohnungen. Allerdings sind mit den Sendestationen auch Mietausfälle verbunden. Das Amtsgericht München hatte 1998 geurteilt, dass Mieter von Wohnungen, die nahe an einer solchen Station liegen, Mietminderung verlangen können. (Axel Büssem, dpa) / (jk)