HP: Ineffiziente Kostentreiber ausgemerzt
Damian Sicking fragt HP-Chef Mark Hurd: Schneller fahren als alle und trotzdem am wenigsten Sprit verbrauchen - geht das?
Lieber HP-Chef Mark Hurd,
in einem großen Artikel in der FAZ von heute klopfen Sie sich selbst da-für auf die Schulter, dass Sie bereits vor der aktuellen Rezession in den USA beim Unterneh-men HP "ineffiziente Kostentreiber ausgemerzt" hätten. Mit diesen ineffizienten Kostentreibern, die Sie ausgemerzt haben, meinen Sie doch nicht etwa die vielen tausend Menschen, deren Arbeitsplätze Sie seit Ihrem Amtsantritt vor drei Jahren wegrationalisiert haben?
Wenn man von außen auf HP schaut, dann gewinnt man den Eindruck: tolle Firma, tolle Performance! Die wichtigsten Finanzkennzahlen zeigen in die richtige Richtung, Umsatzzuwachs, Gewinnwachstum, Ausweitung des Marktanteils. Tolle Firma. Aktien kaufen. Ich frage mich allerdings, ob die HP-Mitarbeiter auch sagen: tolle Firma! Was glauben Sie, lieber Herr Hurd: Sind die HP-Mitarbeiter stolz darauf, in dieser Company zu arbeiten und gehen sie gerne morgens an ihre Arbeitplätze? Ich weiß nicht einmal, ob Ihnen diese Frage wichtig ist.
Mein Eindruck ist, dass die Mitarbeiter einen hohen Preis dafür zahlen, dass HP momentan so erfolgreich ist. Die Stimmung jedenfalls, die ich aus der deutschen HP-Organisation aufnehme, ist nicht besonders gut. Die Forderungen aus dem Headquarter, trotz starkem Wachstums von zum Beispiel 24 Prozent in der Personal Systems Group im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres die Kosten noch weiter und immer weiter zu drücken, stößt auf wachsendes Unverständnis. Einige sagen, dass Sie, lieber Herr Hurd, sich offenkundig vorgenommen haben, das ökonomische Prinzip zu widerlegen. Bildlich gesprochen wollen Sie beweisen, dass es möglich sei, auf der Autobahn schneller als alle anderen zu fahren und gleichzeitig am wenigsten Sprit zu verbrauchen.
Der Druck, unter dem die HP-Mitarbeiter stehen, und die schlechte Stimmung wirkt sich bereits auch auf die Beziehungen zu den Vertriebspartnern aus. Diese verschlechtern sich zusehends. Zum einen steht die HP-Direktorganisation immer häufiger mit HP-Systemhauspartnern beim Kunden im Wettbewerb, zum anderen ist zu hören, dass die Partner-Account-Manager den Abnahmedruck beim Partner permanent erhöhen. Beides sorgt nicht für ein besseres Verhältnis der Vertriebspartner zu HP.
Also Obacht geben, lieber Herr Hurd. Ăśberspannen Sie den Bogen nicht.
Beste GrĂĽĂźe