Kolumne: Alkohol - zum Wohl der Firma und der eigenen Karriere!
Alkohol ist in vielen Betrieben Deutschlands ein Problem. Aber nicht weil zu viel, sondern weil zu wenig getrunken wird; zeigen zumindest wissenschaftliche Studien, die sich heise-resale-Kolumnist Damian Sicking ganz nĂĽchtern angesehen hat.
Liebe Abstinenzler,
die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS) veröffentlichte am vergangenen Wochenende einen Artikel im Wirtschaftsteil mit der interessanten Schlagzeile "Wer Alkohol trinkt, verdient mehr Geld." Der Artikel ist auf der FAS-Homepage gegen eine Spende von 2 Euro nachzulesen. Der Beitrag bezieht sich im Wesentlichen auf die Studie "In Vino Pecunia? The Association Between Beverage-Specific Drinking Behavior and Drinking" der Wissenschaftler Nicolas Ziebarth und Markus Grabka vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin.
Diese Erkenntnisse sind nicht neu. Bereits im Jahr 2002 hat der kanadische Wissenschaftler Christopher Auld von der Universität Calgary herausgefunden, dass Angestellte, die bei betriebsinternen Feiern gerne mal einen über den Durst trinken, zehn Prozent mehr Gehalt verdienen als ihre abstinenten Kollegen. Schon damals hat sich der durchschnittsdeutsche Arbeitnehmer verwundert am Kopf gekratzt. Denn bis dato galt es als eine der sichersten Methode, sich die Karriere zu verbauen, wenn man im Kollegenkreis und bei Vorgesetzen im Ruf eines trinkfreudigen Pichelmeiers steht. Nun müssen wir komplett umlernen: Nicht der Bier-, Wein- und Schnapstrinker hat ein Alkoholproblem, sondern der Wasser-, Cola und Safttrinker. Motto: Wer beruflich vorwärts kommen will, muss ganz schön was schlucken können.
Na ja, schon die Lateiner wussten ja: "In vino veritas!" Im trunkenen Zustand zeigt sich der wahre Charakter eines Menschen. Um beurteilen zu können, ob ein Mitarbeiter zur Führungskraft taugt, muss er erst einmal hackeblau erlebt werden. Auch die Frage der Belastbarkeit spielt hier eine große Rolle. Gerade an Mitarbeiter im Außendienst werden in dieser Hinsicht hohe Anforderungen gestellt. Denn bekanntlich beginnt eine einigermaßen vernünftige Geschäftsbeziehung zwischen Lieferant und Kunde erst mit einem gemeinsamen kräftigen Rausch. Vertriebsleute, die für diese wichtige Aufgabe nicht das erforderliche Stehvermögen mitbringen, sitzen schnell auf dem Trockenen und sollten in die Buchhaltung versetzt werden.
Überhaupt wird die Bedeutung des Alkohols für das Geschäftsleben von vielen Managern noch immer nicht richtig gesehen. Man muss es einfach mal anerkennen: Alkohol ist das beste seit der Erfindung, äh, des Alkohols. Ein Beispiel: Immer wieder klagen Manager über ihre Mitarbeiter, die vergessen, dass die Kunden ihre Gehälter zahlen. Mit dieser Vergesslichkeit kann jetzt Schluss sein. Denn wie die Wissenschaft festgestellt hat, können ein, zwei Gläser Wein pro Tag die Gedächtnisleistung des Menschen verbessern. "Rebensaft ist gut fürs Gehirn", sagt der in den USA lehrende Mediziner Giulio Pasinetti und stützt seine Aussage auf entsprechende Forschungsergebnisse. Schon früher hatte der deutsche Gehirnforscher Ernst Pöppel ähnliche Erkenntnisse gewonnen. "Unsere Studien zeigen, dass Menschen, die moderat Alkohol trinken, durchschnittlich über eine bessere Gehirnleistung verfügen als Abstinenzler oder starke Trinker", stellt der Wissenschaftler fest.
So einfach ist das also: Damit die Mitarbeiter nicht vergessen, wer ihr Gehalt zahlt, spendiert der Arbeitgeber ihnen einfach jeden Tag ein oder zwei Gläschen Rebensaft. Weg mit Kaffee, Cola und Red Bull und her mit Traminer, Spätburgunder und Riesling. In jeder Firma sollte die Weinflasche auf dem Schreibtisch zur betrieblichen Selbstverständlichkeit gehören. Damit kann man sich heute noch einen Wettbewerbsvorsprung verschaffen.
Die Erkenntnisse der Wissenschaft sprechen also eine klare Sprache. Gut, die Forschungsergebnisse sind noch nicht 100-prozentig abgesichert, aber was hindert uns daran, uns an dem Erkenntnisfortschritt mit einem groĂź angelegten Feldversuch zu beteiligen? In diesem Sinne: Auf Ihr Wohl!
Mit freundlichen GrĂĽĂźen
Weitere Beiträge von Damian Sicking finden Sie im Speakers Corner auf heise resale. ()