Wie wichtig sind Chefs wirklich für ihre Firma?

Antwort von MediMax-Chef Hans-Peter Lorenz auf die Frage des heise-resale-Kolumnisten Damian Sicking: "Wie wichtig sind Chefs wirklich für ihre Firma".

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Guten Tag Herr Sicking,

da bin ich noch nicht ganz wieder in Deutschland angekommen und schon widmen Sie mir eine Kolumne. Immerhin ist zumindest bei der Antwort auf Ihre Kolumne zu 100 Prozent meine Leistung als zukünftiger MediMax-Chef gefragt.

Erst einmal vielen Dank für die guten Wünsche für meine neue Aufgabe und auch für Ihre sehr interessanten Ausführungen zu der Fragestellung: Wie wichtig sind Chefs wirklich für ihre Firma? Diese Frage verlangt ein einigermaßen selbstkritisches Verständnis für die Funktion und Aufgabe als Chef. Als Kaufmann könnte man natürlich jetzt erst einmal über die Perspektive streiten. So könnte man beispielsweise die "vier Prozent Einfluss des Chefs" aus der von Ihnen zitierten Studie mit dem Einfluss einer anderen Position im Unternehmen vergleicht. Es gibt sicherlich Ansätze, die herausarbeiten, dass ein Chef mit vier Prozent durchaus vier Mal so viel die Performance eines Unternehmens beeinflusst, wie andere Positionen.

Ich denke jedoch, das ist der falsche Ansatz. Wenn wir davon ausgehen, dass vier Prozent Einfluss eine recht geringe Größenordnung für den Einfluss eines Chefs ist, dann kann ich den Managern, die in der Studie untersucht wurden, nur sehr herzlich gratulieren. Toll – alles richtig gemacht. Denn offensichtlich haben in den betrachteten Teams die Mitarbeiter einen sehr großen Einfluss auf die Performance. Und das spricht für eine exzellente Personalarbeit. Diese Unternehmen scheinen sich viel Mühe mit ihren Mitarbeitern zu geben und sie dort einzusetzen, wo sie ihre Talente am besten entfalten und weiter entwickeln können. Nur in einem Unternehmensumfeld, in dem die Mitarbeiter die Unternehmensentwicklung nachhaltig mitgestalten können, werden sie das Beste in jedem einzelnen mobilisieren. Das verlangt eine ganze Menge Vertrauen und auch Verantwortung.

"Ich will mich selbst für ein funktionierendes Tagesgeschäft weitestgehend überflüssig machen"

Mir hat einmal ein Manager einen klugen Spruch mit auf den Weg gegeben: "Zweitklassige Manager werden nur drittklassige Mitarbeiter einstellen". Ich halte das für einen sehr wertvollen Hinweis, den ich sehr ernst nehme. Wir Manager müssen bereit sein, Mitarbeiter über uns hinaus wachsen zu lassen und unseren Nachwuchs rechtzeitig zu fördern. Ich habe ja bereits bei meinem ersten Interview zum Eintritt bei ElectronicPartner gesagt, dass es mein persönliches Ziel ist, mich selbst für ein funktionierendes Tagesgeschäft weitestgehend überflüssig zu machen. Dazu stehe ich. Und ich bin bereit, meinen Mitarbeitern zu vertrauen. Und jetzt kommen wir zu einem Aspekt der viel wichtiger ist, als der persönliche Einfluss eines Managers auf die Unternehmens-Performance und dieser lautet: Verantwortung! Wenn ich meine Mitarbeiter motivieren möchte, jeden Tag das Beste zu geben, dabei das eigene Tun zu hinterfragen, den Mut zu haben, Dinge auszuprobieren und auch einmal einen Fehler zu machen, um Prozesse und Strategien zu verbessern, dann müssen sie auf ein solides Umfeld mit einer nachhaltigen Perspektive vertrauen können. Niemand wird mutig das eigene Tun hinterfragen, wenn die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes den Arbeitsalltag bestimmt. Meiner Ansicht nach ist es die wichtigste Aufgabe eines Managers, seinem Team den Rücken frei zu halten und die Verantwortung dafür zu übernehmen, was man gemeinsam tut. Wir haben ja gerade in den letzten Monaten immer wieder gesehen, dass dies offensichtlich für viele Manager in großen Unternehmen nicht selbstverständlich ist. Sie haben verantwortungslos ihre Unternehmen in eine Schieflage manövriert. Manche haben dies möglicherweise nur aus persönlicher Profitgier getan. Ich finde dies sehr traurig.

Um so mehr freue ich mich auf mein neues Team. Ich arbeite gerne mit Menschen zusammen und verspreche, dass bei mir jeder Mitarbeiter seinen individuellen Verantwortungsbereich gestaltet und weiter entwickelt. Ich freue mich auch darauf, dass ich die Verantwortung für das Engagement des hochmotivierten MediMax-Team übernehmen darf. Und ob am Ende vier Prozent Einfluss viel oder wenig sind und ob dieser Einfluss nachhaltig zum Erfolg beiträgt, das sollen dann diejenigen entscheiden, die das Unternehmen aufgebaut und so erfolgreich gemacht haben.

Viele Grüße

Hans-Peter Lorenz (gs)